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Ins EU-Parlament gewählt Sibylle Berg: «Ich bin für einen Beitritt der EU in die Schweiz»

Die deutsche Satire-Partei «Die Partei» erhielt bei der EU-Wahl vom vergangenen Sonntag 1.9 Prozent der Stimmen. Damit stellt die Partei zwei Abgeordnete: Zusammen mit dem Satiriker, EU-Kritiker und langjährigen Abgeordneten Martin Sonneborn wird nun auch Sibylle Berg in Strassburg und Brüssel politisieren.

Sibylle Berg

Autorin

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Sibylle Berg kam in Weimar zur Welt. Sie lebt in Zürich und besitzt seit 2012 neben der deutschen auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Berg schreibt journalistische und literarische Texte und arbeite auch als Theaterautorin. Nach eigenen Angaben hat sie 32 Theaterstücke, 17 Romane und diverse Kolumnen veröffentlicht.

Sie wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, u.a. mit dem Schweizer Buchpreis für ihren Roman «GRM.Brainfuck».

SRF: Frau Berg, haben Sie mit Ihrer Wahl ins EU-Parlament gerechnet?

Sibylle Berg: Nein, absolut nicht. So wie ich auch nicht damit gerechnet hatte, den Schweizer Buchpreis zu gewinnen. Ich gehe immer davon aus, dass alles nichts wird. Wenn es dann trotzdem mal funktioniert, sind das immer grosse Überraschungen.

Sie wollen den «Überwachungsfaschismus» beenden – was meinen Sie damit?

Die Arbeit in der EU ist eigentlich eine Fortsetzung meiner aktivistischen Arbeit. Ich versuche den Menschen den Cyberspace zu erklären, diese virtuelle Welt, in der wir längst leben.

Wir müssen Hoffnung säen. Panik bringt nichts.

Ich will der Bevölkerung veranschaulichen, was hinter all diesen komplizierten Begriffen wie «Vorratsdatenspeicherung» oder «Chatkontrolle» steckt. Die Entscheidungen der letzten Jahre, die von der EU im Bereich Cyberspace und der Unter-Verdacht-Stellung der Bevölkerungen getroffen wurden, sind verheerend.

Ist das Ihr einziges Anliegen?

Das klingt vielleicht etwas komisch, aber ich möchte auch ein Hoffnungsprojekt starten. Die Regierungen geben wenig Hoffnung im Umgang mit den multiplen Katastrophen. Dabei gibt es sehr viele Menschen, die grossartig forschen, etwa zum Thema Frieden. Diesen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen möchte ich mehr Gehör verschaffen – mit den Mitteln der EU. Wir müssen ja Hoffnung säen. Panik bringt nichts.

Sie ziehen für «Die Partei» ins Parlament. Diese gilt als Jux-Partei. In Ihrem Wahlprogramm fordern Sie unter anderem eine Bierpreisbremse. Ist das Ihr Ernst?

Haben Sie sich mal die anderen Wahlprogramme durchgelesen und geschaut, was davon umgesetzt wird? Unser Wahlprogramm ist vor allem eine Persiflage auf diese ganzen Wahlversprechen, von denen die wenigsten eingehalten werden.

Die EU würde die Schweiz frühstücken.

Ich bin für «Die Partei» angetreten, weil sie ernsthafte Besorgnis und Aktivismus mit Humor verbindet. Dazu gehört ein ganzer Stab von Leuten, der sehr gute Arbeit macht, die aber gern verschwiegen wird, weil sie viele ärgert. Martin Sonneborn hat viel Aufklärungsarbeit über die EU geleistet, die sonst keiner erledigt. Eigentlich wäre das die Aufgabe der Medien.

Sie sind deutsch-schweizerische Doppelbürgerin. Sind Sie für einen EU-Beitritt der Schweiz?

Nein, ich wäre für einen Beitritt der EU in die Schweiz. Unsere Form der direkten Demokratie mag ihre Mängel haben, weil viele Abstimmungskämpfe durch Geld und PR entschieden werden. Aber ansonsten finde ich das System in unserem Land hervorragend. Die EU hingegen ist eine repräsentative Demokratie, die sehr von Lobbygruppen beeinflusst wird und vornehmlich ein Wirtschaftszusammenschluss ist.

Entscheidungen werden von einem massiven nationalkonservativen Block getroffen. Die EU würde die Schweiz frühstücken.

Nutzen Sie Ihren Einzug ins EU-Parlament als Recherche für ein neues Buch?

Ich denke nicht. Ich werde im Rahmen meiner Arbeit sicher Filme herstellen, reden und Texte schreiben, aber ich schreibe kein EU-Buch. Das wäre doch auch ein bisschen langweilig, oder nicht? Das ist der momentane Stand.

Das Gespräch führte Tim Felchlin.

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SRF 1, Tagesschau, 10.6.2024, 12:30 Uhr. ; 

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