Kamala Harris’ ungehemmtes Lachen sorgt für ernste Fragen: Könnte sie ihr Lachen am Ende gar eine Präsidentschaft kosten? Die Kabarettistin Patti Basler, die unter anderem in der Polit-Sendung «Arena» ein satirisches Protokoll führt, findet: Harris soll ruhig weiter laut lachen – und falls es mit der Präsidentschaft nicht klappen sollte, hätte sie ein alternatives Job-Angebot.
SRF: Die «NZZ» schreibt über Harris , dass sie zu laut und zu häufig lache. Das mache sie angreifbar. Sie haben auf Instagram mit einem Post reagiert. Was war ihre erste Reaktion auf den Artikel?
Patti Basler: Ich muss ehrlich sein: Ich habe nur Titel und Lead des Artikels gelesen – und da steckt sicher etwas Clickbait dahinter. Grundsätzlich gilt aber: Frauen sollen lächeln, aber nicht lachen, sie sollen nicht zu stark ihre Zähne zeigen. Trump hat ja auch schon gesagt, dass Harris zu viel lache und deshalb verrückt sei.
Frauen sollen lächeln. Nicht in erster Linie, weil etwas lustig ist, sondern aus Verunsicherung. So kann man sie beschützen und auf den richtigen Weg bringen. Frauen sollen lächeln, um ihre Aussagen zu relativieren. Allzu harte Statements sollen charmant weggelächelt werden.
Richtig archaisch aus dem Bauch loslachen: Ich beneide Menschen, die das können.
Ich finde, Lächeln ist überbewertet. Aber Lachen an sich finde ich nicht so schlecht. Richtig archaisch aus dem Bauch loslachen: Ich beneide Menschen, die das können.
Die «NZZ» schreibt, bei Harris habe die Kritik am Lachen nichts mit dem Frausein zu tun. Mein Eindruck: Das Urteil über das Lachen von Frauen scheint anders, vielleicht auch strenger auszufallen.
Lachen und Humor werden bei Frauen und Männern immer noch unterschiedlich bewertet. Frauenwitze sind nicht Witze von Frauen – Frauenwitze sind Witze von Männern, die über Frauen gemacht werden. Denn Frauen sind ja nicht lustig. Eine Frau hat Humor, wenn sie über einen Witz von einem Mann lacht. Ein Mann hat Humor, weil er Witze macht.
Je nach Perspektive wird Harris’ Lachen unterschiedlich interpretiert: Es sei ihre grösste Waffe, verbinde, sei ansteckend. Andere sehen darin einen Ausdruck von Unsicherheit, gar Verrücktheit. Dürfen Politiker nicht lachen, weil ihre Aufgabe zu ernst ist?
Wer Bedenken hat, dass Kamala Harris als Präsidentschaftskandidatin zu viel lacht, hat vielleicht auch Bedenken bei einem Präsidentschaftskandidaten, der mehrfach verurteilter Straftäter ist.
Ich mag lieber Leute in der Politik, die viel lachen, als solche, die nur noch zum Lachen sind. Doch natürlich möchte ich nicht, dass Menschen mit politischen Ämtern lustiger sind als Komiker oder Satirikerinnen. Die sollen uns nicht den Job wegnehmen.
Mir wäre jedoch recht, wenn etwas mehr Seriosität in die Politik zurückkehren würde. Weniger Witze, weniger Mist erzählen – und nachher lieber mal über sich selbst lachen.
Nehmen wir an, Sie könnten Kamala Harris’ Beraterin werden. Was würden Sie ihr empfehlen: Weiter lachen oder Mund halten?
Patti Basler als Polit-Beraterin? Das wäre schon Witz genug, um Kamala Harris zum Lachen zu bringen. Ich würde mich hüten, Politiker und Politikerinnen zu beraten – in Sachen Lachen schon gar nicht. Ich lache selbst nicht so gut und gern.
Aber falls Harris nicht Präsidentin werden sollte, was ich bedauern würde: Ich nehme sie gern mit als Row-Zero-Groupie – from Row-Zero to Hero. Dann kann sie als #KAMALAUGH #HAHAHARRIS in die erste Reihe kommen als beste Claqueurin. Auch wenn sie nichts versteht. Lauthals Lachen ist international.
Das Gespräch führte Danja Nüesch.