Seit sich Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft genommen hat und Vizepräsidentin Harris unterstützt, scheint der Wahlkampf in den USA erst richtig in die Gänge zu kommen.
Oder wie es USA-Korrespondentin Viviane Manz sagt: «Es ist, wie wenn eine grosse Last von den Schultern fällt, und eine neue Hoffnung, die sich zunächst etwas zaghaft, aber immer freudiger ausbreitet. Nach Bidens Rückzug kommt ein grosser Schub Energie in den Wahlkampf der Demokraten.»
Anhänger der Neo-Präsidentschaftskandidatin halten Plakate hoch mit dem Schriftzug «Yes we Kam!», in Anlehnung an Wahlplakate des Ex-Präsidenten Barack Obama, und zelebrieren Harris als Hoffnungsträgerin. Natürlich läuft die Wahlkampfmaschinerie auch im Internet. Längst gehen Videos mit Harris viral, in denen sie sagt: «You think you just fell out of a coconut tree?».
Von Kokosnüssen und Bildungsgerechtigkeit
«Denkst du, du bist von einem Kokosnuss-Baum gefallen?» Dieser Satz von Harris mag erstmal wirr klingen. Er stammt von einer Rede von 2023. Harris sprach über Bildungsgerechtigkeit und zitierte mit ebenjenem Satz ihre Mutter. Die Quintessenz: Es geht nicht darum, wo man herkommt, sondern darum, was man daraus macht. Seitdem finden sich Kokosnüsse und Palmen auf Profilen von Unterstützerinnen und Unterstützern in den sozialen Medien.
Im Internet werden seit Sonntag solche Videos millionenfach geklickt. Sie zeigen Harris ausgelassen tanzend und lachend. Das Ganze giftgrün unterlegt: in der Farbe des neuen Albums des britischen Popstars Charli XCX. Sie ist verantwortlich für den Hype und Kamala-Fan: «Kamala is brat» postete sie auf X. Kamala sei eine Göre – im positiven Sinn. Es geht um Selbstbestimmung, nicht perfekt sein müssen.
«Videos von der tanzenden Kamala Harris werden geteilt – ein wohltuender Kontrast zu den Auftritten Bidens, wo jeder den Atem anhielt, ob er nicht stolpert oder sich verhaspelt. Gerade bei Jungen und Nicht-Weissen hatte Biden im Vergleich zu vor vier Jahren massiv Zuspruch verloren. Nun sehen diese in Harris jemanden, mit der sie sich identifizieren können, die sie aus dem verhassten Trump-Biden-Dilemma erlöst», so Viviane Manz.
Harris mit Spendenrekord
Die Unterstützung für Harris zeigt sich auch an den eingegangenen Spenden: Nach Angaben ihres Wahlkampfteams vom Montag hat Harris innerhalb von 24 Stunden rund 81 Millionen US-Dollar an Spenden für ihren Wahlkampf sammeln können. Dabei handle es sich um die höchste Summe, die jemals in dieser Zeitspanne von einem möglichen Kandidaten oder eine Kandidatin gesammelt worden sei, hiess es. Die 81 Millionen US-Dollar sollten demnach in eine mit bereits rund 240 Millionen US-Dollar gefüllte Kasse fliessen.
USA-Korrespondentin Viviane Manz erklärt: «Influencer wie der 21-jährige Harry Sisson sagen, dass sie von Anrufen von Jungen überhäuft werden, die Harris im Wahlkampf unterstützen wollen. Das Harris-Team verzeichnet knapp 60'000 neue Freiwillige, die sich innert 48 Stunden neu anmeldeten. Spenden fliessen in Rekordmengen. Lange war Harris unscheinbar, viele wussten wenig über sie, doch nun sind viele Demokraten nur zu bereit, ihre ganze Hoffnung auf sie zu setzen.»
Das zeigt sich auch in Umfrageergebnissen: Die neuste CNN-Umfrage zeigt keinen klaren Anführer. Trump liegt bei den registrierten Wählern mit 49 Prozent vor Harris mit 46 Prozent. Das ist ein engeres Ergebnis als frühere CNN-Umfragen in diesem Jahr zwischen Trump und Biden.