Es war ein Nachmittag vor 30 Jahren in der peruanischen Amazonas-Region Madre de Dios. Pfarrer Xavier Arbex ging, wie so oft, mit einigen Jugendlichen des von ihm geführten Heims zum Schwimmen an den nahen Fluss. Doch statt des gewohnt kristallklaren Wassers, floss eine braune Brühe durch den Regenwald.
Es hatte nicht geregnet, es hatte keinen Erdrutsch gegeben. Xavier Arbex und seine Jungs fanden keine Erklärung für den kaffeebraunen Fluss. Bis sie die meterhohen Lastwagen erblickten. Sie hatten den Ufersand und das Wasser aufgewirbelt, als sie den Fluss überquerten.
Der Goldrausch zerstört die Umwelt
Auf der anderen Seite des Flusses lag Huepetue, ein bis dahin kleines Goldschürferdorf, in dem die Menschen mit Schubkarre und Schaufel nach Gold suchten. Doch jetzt hatte der steigende Goldpreis einen wahren Boom ausgelöst. Und damit auch die ökologische Frage, die Pfarrer Xavier Arbex bis heute umtreibt.
Zuerst fand Javier Arbex wenig Gehör, wenn er seiner Kirche Aktionen gegen die Verwüstung des Regenwaldes anmahnte. Die Kirche kümmere sich um Menschen, nicht um Affen, beschied ihm ein Bischof in den 1990er-Jahren.
Doch schon bald gingen die Satellitenfotos von Mondlandschaften inmitten des grünen Amazonas-Waldes um die Welt. Illegale Goldschürfer schlugen jahrhundertealte Bäume und gruben den goldhaltigen Ufersand mit immer grösseren Maschinen um.
Glaube und Ökologie vereint
2007 organisierte Xavier Arbex eine Ausstellung mit Fotos des verwüsteten Waldes im Bischofshaus von Puerto Maldonado. Die Kirche sollte nicht mehr wegsehen, was vor ihrer Haustür geschah. Die Aktion brachte Javier Arbex Drohungen vonseiten der Goldschürfer ein. Und war ein erster Schritt hin zum Umweltengagement seines Bistums.
Heute, 15 Jahre später, ist die Umwelt aus der Arbeit des Apostolischen Vikariats Puerto Maldonado nicht mehr wegzudenken. Themen wie Ökologie und die Bewahrung der Kultur der indigenen Völker bestimmen die Agenda der Amazonas-Kirche.
Ein langer Prozess sei es gewesen, bis die Kirche Umweltfragen zu den ihren gemacht habe, meint Xavier Arbex. Dass er mit seinem Engagement richtig lag, hat ihm kein Geringerer als Papst Franziskus höchstpersönlich gesagt.
Umweltzerstörung ist eine Sünde
Am 19. Januar 2018 kam der Pontifex nach Puerto Maldonado, um sich mit den indigenen Völkern zu treffen. Auf seinem Programm stand auch ein Besuch bei Javier Arbex.
Für Javier Arbex war die Begegnung mit dem Papst Franziskus einer der wichtigsten Momente seines Lebens. Wie Komplizen seien sie sich begegnet, weitab vom Pomp des Vatikans und vereint in der Sorge um die Menschen und die Umwelt.
Javier Arbex, der gebürtige Genfer, der sich vor über 40 Jahren in das peruanische Amazonasgebiet verliebte und blieb, hat auch mit seinen 79 Jahren nichts von seinem Kampfgeist verloren. Die Zerstörung des Waldes schreitet weiter voran.
Klar ist: Die Kirche kann kein Militär schicken oder Gesetze erlassen. Aber sie kann sagen, dass diese Verwüstung eine Beleidigung Gottes ist, eine Sünde. Genau das predigt er bis heute vor seiner Gemeinde von Bauern, Händlern und Goldschürfern in Puerto Maldonado.