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Klimaschutz bei der EURO 2024 Wird das die nachhaltigste Europameisterschaft aller Zeiten?

Die Gastgeber der Fussball-EM in Deutschland wollen beim Umweltschutz neue Standards setzen. Aber was genau ist geplant?

Ein Meilenstein – so bezeichnen die Gastgeber der Fussball-Europameisterschaft ihr Nachhaltigkeitskonzept. So können die Stadionbesucher etwa an Spieltagen den Nahverkehr kostenlos nutzen und der Strom in den Spielstätten soll aus erneuerbaren Energien stammen.

«Wir möchten einen Standard setzen, den künftige Gastgeber von Sportgrossereignissen nicht mehr unterschreiten können», sagt Michael Jopp, Leiter für Nachhaltigkeitsmanagement der Host City Berlin.

Fussballfans in Schweizer Trikots feiern auf der Tribüne.
Legende: Fans sind jubelstarke Stütze ihrer Nationalmannschaften. Ihre Reisen zur EURO 2024 werden aber einen Grossteil der Klima-Emissionen der Meisterschaft verursachen. IMAGO / Geisser

Auch bei der EM wird der Grossteil klimaschädlicher Emissionen durch Mobilität verursacht, durch die Reisen der Zuschauer. Im Umfeld des Berliner Olympiastadions werden nun hunderte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Zudem können Gäste Leihräder zum Teil kostenlos nutzen.

Keine neuen Stadionbauten

Auch Umweltwissenschaftler wie Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe halten die Voraussetzungen für ein klimaschonendes Sportgrossereignis in Deutschland für gegeben, gerade im Vergleich zu früheren Sportevents in Russland, China oder Katar.

Ein Schild auf einem S-Bahnhof in Berlin zeigt an, welche Züge zum Olympiastadion fahtren.
Legende: Viele Wege führen ins Stadion: Gut ausgebauter Nahverkehr ist – in Verbindung mit kostenloser Nutzung – ein Nachhaltigkeits-Baustein der Fussball-EM in Deutschland. IMAGO / PEMAX

In Deutschland mussten für die EM keine neuen Stadien gebaut werden, der Nahverkehr ist gut ausgebaut. Aber Fischer möchte den Massstab höher anlegen: «Wir haben den Eindruck, dass die EURO 24 GmbH und der DFB nicht wirklich an einem Austausch mit kritischen Umweltschutzgruppen interessiert waren.»

Wie so oft kollidieren auch bei der EM gemeinnützige und kommerzielle Interessen. Die 51 Turnierspiele finden in zehn deutschen Städten statt. Einige dieser Kommunen statten ihre Mitarbeitenden bereits mit nachhaltig produzierter Kleidung aus.

Eine Gruppe von Personen, teils in grüner Sportkleidung, mittig Olaf Scholz und Philipp Lahm.
Legende: Ein prominenter Uefa-Sponsor kleidet die EURO 2024-Freiwilligen. Kritische Stimmen stellen die Frage nach Umwelt- und Menschenrechtsauswirkungen der Trikot-Produktion. IMAGO / Sven Simon

Doch jetzt, bei der Einkleidung der EM-Hilfskräfte, der Volunteers, sind sie vertraglich an einen Grosssponsor der Uefa gebunden. «Wir hören aus einigen Städten, dass kritische Umweltbündnisse eher an den Rand gedrängt werden», sagt Lara Schröder von der Aufklärungsinitiative Cum Ratione.

Plädoyer für einschneidende Massnahmen

Die Uefa verzeichnet Jahresumsätze von mehr als vier Milliarden Euro. Ihre Sponsoren sind global agierende Konzerne, darunter ein Elektrohersteller aus China oder ein Getränkeproduzent aus den USA. Auf Nachfrage betont die Uefa, dass die Profite auch langfristig dem deutschen Amateurfussball zugutekommen sollen.

Ein Fissballfeld mit Spielern darauf, im Hintergrund ein Gebäude mit Solarpanelen.
Legende: Solarpanele, wie hier beim Kreisligisten TSV Mindelheim, sollen bald bei mehr Amateurfussballvereinen zu sehen sein – dank eines Uefa-Klimatopfs. IMAGO / MIS

Der Verband hat einen Klimafonds in Höhe von sieben Millionen Euro aufgelegt. Mehr als 160 Vereine erhalten nun eine Förderung: für Wärmepumpen, LED-Flutlichtleuchten, Solarpanels oder Elektro-Minibusse.

Aber reicht das? «Die Dramatik der Klimakrise ist beim Spitzensport noch nicht angekommen», sagt der britische Autor David Goldblatt, der das Thema analysiert hat. Nach seinen Recherchen werden Erderwärmung und extreme Wetterereignisse zunehmend zur Absage von Sportereignissen und zur Gefährdung von Athleten führen.

Bis zum Jahr 2050 sollen ein Viertel der 92 Profifussballstadien in England von Überschwemmungen bedroht sein. Goldblatt plädiert für einschneidende Massnahmen: für kleinere Wettbewerbe, um Reisen der Fans zu verringern. Oder für rückbaubare Stadien.

Die Uefa feiert die Europameisterschaft trotzdem als Meilenstein. Zugleich vermarktet sie ihre Reform der Champions League: Ab der kommenden Saison wird der Klubwettbewerb um 64 Spiele erweitert. Das bedeutet: mehr Einnahmen für die Uefa, aber auch mehr klimaschädliche Emissionen.

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SRF zwei, sportlive, 8.6.2024, 17:00 Uhr.

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