Vorurteil 1: Wer online sucht, sucht nichts Ernstes
Es gibt beides: Viele suchen einen One-Night-Stand, aber genauso viele suchen die Liebe fürs Leben. Bei den meisten Dating-Apps müssen die Nutzenden angeben, worauf sie aus sind, damit es zu keinen peinlichen Situationen kommt.
Weil bei der Online-Partnersuche häufig beide Personen wissen, was sie wollen, und sich das auch offen mitteilen, folgen die nächsten Schritte oft sehr schnell: Zwei von drei Parship-Paaren ziehen etwa bereits im ersten Beziehungsjahr zusammen.
Vorurteil 2: Männer haben es auf Dating-Apps schwerer
Männer erhalten tatsächlich weniger «Matches» auf Tinder als Frauen. Auf einen Match für einen Mann kommen deren drei für eine Frau. Das hängt damit zusammen, dass es auf den meisten Apps mehr Männer als Frauen gibt, und dass Männer weniger selektiv vorgehen – sie wählen die meisten vorgeschlagenen Profile an, während Frauen gut überlegen, wen sie anwählen.
Laut Umfragen sind es jedoch die Frauen, die mit Dating-Apps mehr negative Erfahrungen machen. Sie werden öfter dumm angemacht oder erhalten ungefragt intime Fotos.
Für jedes Bedürfnis die passende App
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Bild 1 von 5. Kein Date im Steakhouse: Veggly. Wer einen Partner sucht, der ebenfalls weder Fleisch isst noch Milch trinkt, der kann zum Beispiel bei «Veggly» oder «TofuTogether» fündig werden. Bildquelle: imago images/Panthermedia.
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Bild 2 von 5. Eine Prise Schicksal: happn. Bei «happn» werden Profile von Menschen vorgeschlagen, denen man in der echten Welt begegnet ist – im Bus oder im Supermarkt zum Beispiel. Dazu trackt die App den Standort aller Nutzer. Bildquelle: imago images/Westend61.
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Bild 3 von 5. Blind Date: Lovetastic. Eine Entscheidung aufgrund des Aussehens ist zu oberflächlich? Die App «Lovetastic» aus der Schweiz funktioniert ähnlich wie Tinder – nur komplett ohne Fotos. Bildquelle: imago images/Westend61.
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Bild 4 von 5. Damenwahl: Bumble. Oft erleben Frauen auf Dating-Apps unangebrachte Anmachsprüche. Nicht so auf «Bumble»: Hier kann nur die Frau den Chat eröffnen. Bildquelle: imago images/K.Piles.
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Bild 5 von 5. Keine Massenproduktion: Once. Genug von der Flut an Profilen? Bei «Once» bekommt man genau ein Profil pro Tag vorgeschlagen. Bildquelle: imago images/imagebroker.
Vorurteil 3: Online-Dating fördert die soziale Durchmischung
Online trifft man tatsächlich Menschen, die sich in einem anderen Umfeld bewegen als man selbst. Das hat aber Grenzen: Soziologin Jessica Pidoux von der EPFL hat die Algorithmen untersucht, die entscheiden, welche Partner einem vorgeschlagen werden. Diese lernen aus bestehenden Mustern und verstärken sie, so Pidoux. Weil ältere und gebildete Männer oft Profile von jungen Damen liken, schlage Tinder den jungen Frauen ältere, reiche Männer vor.
Gina Potarca von der Uni Genf gibt zudem zu bedenken, dass in der Schweiz Menschen mit Migrationshintergrund auf Dating-Apps unterrepräsentiert seien.
Vorurteil 4: Dating-Apps wollen ihre Kunden nicht «verlieren»
Tatsächlich stehen Dating-Apps vor einem Paradox: Einerseits wollen sie möglichst gute Resultate liefern, also Paare zusammen bringen, um für Kunden attraktiv zu sein. Anderseits verlieren sie bei (fast) jeder erfolgreichen Verkupplung Kunden.
Vorurteil 5: Dating-Apps sind riskant
Dating-Apps sammeln viele intime Daten ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Wie sie damit umgehen, ob sie diese Daten angemessen schützen und nicht an Dritte verkaufen, ist sehr unterschiedlich.
Dating-Apps können auch von Betrügern genutzt werden, die sich als potenzielle Partner oder Partnerinnen ausgeben. Das Vorurteil hat also einen wahren Kern.
Vorurteil 6: Onlinedating zerstört die Romantik
Wirklich romantisch wird es selten in einer App. Funken springen später, beim physischen Date. Aber: Chats bieten einen privaten, intimen Raum, in dem es rascher zu tiefen und persönlichen Gesprächen kommen kann – zu diesem Befund kommt der Soziologe Kai Dröge in einer Studie.
Das Flirten und Daten kann aber zur Routine werden, und auch das «Parallel Dating», bei dem mit mehreren Partnerinnen gleichzeitig gechattet wird, kann die intime Stimmung stören.
Die Flut an potenziellen Partnern kann die Illusion schaffen, dass es einen «digitalen Supermarkt der Liebe» gibt, so die Soziologin Eva Illouz: die absolute Wahlfreiheit, jederzeit. Das könne es schwierig machen, sich für einen einzelnen Menschen zu entscheiden und alles auf die eine Karte zu setzen.