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Konflikt China-Tibet Nachfolge-Aussage des Dalai Lama sorgt für Aufsehen

Der nächste Dalai Lama werde nicht aus China kommen – mit dieser These sorgt das geistige Oberhaupt Tibets für Spannung.

Darum geht es: In seinem neu erschienen Buch «Voice for the Voiceless», also «Stimme für die Stimmlosen», schreibt der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, dass seine Nachfolge von ausserhalb Chinas kommen werde. Diese Aussage hat, so SRF-Religionsredaktorin Léa Burger, Potenzial, den Konflikt zwischen Tibet und China zu verschärfen. Das bestätige auch die verärgerte Reaktion Pekings darauf.

Léa Burger

Religionsredaktorin

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Léa Burger hat Religionswissenschaft, Politik und Gender Studies an der Universität Zürich studiert. Seit 2015 ist sie in verschiedenen Funktionen bei SRF tätig, seit 2019 als Fachredaktorin Religion.

Wieso setzt sich der Dalai Lama für eine nicht-chinesische Nachfolge ein? Seit China in den 1950er-Jahren Tibet besetzt hat, kämpfen Tibeterinnen und Tibeter für die Unabhängigkeit ihres Landes und dagegen, dass China die Kultur und Religion Tibets auslöschen will. Wenn der Dalai Lama in seinem Buch nun sagt, seine Nachfolge werde in einem «freien Land» und ausserhalb Chinas geboren, «will er diese Angelegenheit wohl möglichst dem chinesischen Einfluss entziehen», interpretiert Burger. Es sei das erste Mal, dass er spezifische Hinweise zu seiner Wiedergeburt gäbe.

Was bisher zur Dalai Lama-Nachfolge bekannt ist

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Genaue Details zu seiner Nachfolge möchte der 14. Dalai Lama rund um seinen 90. Geburtstag am 6. Juli 2025 geben. Das hat er bereits vor Jahren angekündigt.

Bislang hatte das spirituelle Oberhaupt Tibets zwar verschiedene Möglichkeiten seiner Nachfolge skizziert, aber immer nur vage: Zum Beispiel wäre für ihn auch eine Nachfolgerin denkbar. Dieser Vorschlag ist ungewöhnlich, da normalerweise Jungen oder Männer ausgewählt werden. Er hat auch schon gesagt, der 15. Dalai Lama könnte durch eine Volkswahl gewählt werden. Auch das ist ungewöhnlich, weil traditionsgemäss Mönche das Verfahren leiten.

In der Vergangenheit hat der aktuelle Dalai Lama auch zu bedenken gegeben, dass die Linie mit ihm enden könnte. Die neuste Aussage rund um seine Wiedergeburt in einem «freien Land» deutet nicht auf diese Version hin.

Warum möchte China bei der Nachfolge des Dalai Lama mitreden? Da der Dalai Lama für Tibeterinnen und Tibeter die Identitätsfigur darstellt, könnte ihn China instrumentalisieren, um die Kontrolle des kulturellen Lebens Tibets weiter voranzutreiben. Burger erklärt: «Bereits bei anderen religiösen Würdenträgern hat Peking versucht, ihren Favoriten durchzusetzen.» So kam es etwa bei der Karma-Kagyü-Schule zum Konflikt, weil es neu zwei Hauptlinienhalter gibt und der eine Verbindungen mit China pflege. Ein anderes Beispiel zeigt die Entführung eines kleinen Jungen, der 1995 als Reinkarnation des Panchen Lama identifiziert wurde. Ihm würde eine wichtige Rolle zukommen bei der Wahl des nächsten Dalai Lama, doch bis heute ist er verschollen.

Panchen Lama

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Der Panchen Lama ist nach dem Dalai Lama die höchste Autorität der Gelugpa Buddhisten, welche die Mehrzahl der Tibeterinnen und Tibeter ausmacht. 

Wie läuft die Wahl des Dalai Lama ab? «Die Wahl des ist ein sehr kompliziertes Verfahren, bei dem tibetisch-buddhistische Mönche spezielle Symbole und Gegenstände untersuchen oder interpretieren und Rituale durchführen», so Léa Burger. Der aktuelle Dalai Lama war Sohn einer Bauernfamilie und wurde im Alter von zwei Jahren als Reinkarnation des 13. Dalai Lamas entdeckt. Ein Dalai Lama gilt als sogenannter Bodhisattva und damit als erleuchtetes Wesen, das nochmals auf die Erde kommt, um die Menschen auf dem Weg zur Erleuchtung zu begleiten, wie es im Buddhismus geglaubt wird.

Lachende Person in robuster Kleidung und Brille vor einem Mikrofon.
Legende: Der Weg zur Erleuchtung kann auch entspannt sein, wie der Dalai Lama bei seinen Auftritten zeigt. AP Photo/Seth Wenig

Welche Macht hat der Dalai Lama? Die politische Macht hat er bereits 2011 an eine demokratisch gewählte Exilregierung mit Sitz in Indien abgegeben. Allerdings spielt der Dalai Lama als spirituelles Oberhaupt Tibets weiterhin eine wichtige Rolle. Zudem vereint er als Identifikationsfigur auch nicht-religiöse Tibeterinnen und Tibeter, die über den ganzen Erdball verteilt leben. Gerade in der Schweiz gibt es eine grosse tibetische Diaspora mit etwa 8000 Menschen.

Kann der aktuelle Dalai Lama je nach Tibet zurückkehren? «Die Chancen sind sehr klein», schätzt Léa Burger ein. Eine Rolle spielt sein hohes Alter. Zudem hält sich der Konflikt mit China hartnäckig: «Der Dalai Lama wird wohl kaum noch ein freies Tibet erleben, wenn es das denn überhaupt jemals geben wird.» Schliesslich habe der Dalai Lama als auch die politische Bewegung eine vollständige Unabhängigkeit aufgegeben und strebe eine Autonomie innerhalb Chinas unter tibetischer Führung an. Aber, so die Einschätzung Burgers, «weder eine komplette Autonomie noch eine in China integrierte sind im Moment absehbar.»

SRF 4, Nachrichten, 13.3.2025, 9:18 Uhr ; 

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