Es ist eine skurrile Leuchte. Abgespaced. Vielleicht grottenhässlich, vielleicht aber auch einfach jenseits bürgerlicher Kategorien von Ästhetik.
Die Lavalampe schimmert transparent. Bläulich, rötlich, je nach Gefässfarbe. Darin bunte Blasen, die zuverlässig schweben und sich zuverlässig in der Form wandeln. Ein bisschen wie eine Qualle im Meer. Oder wie vor sich hin blubbernde Lava eben.
Geheimes Originalrezept
Wärme spielt eine zentrale Rolle. Unten an der Lampe ist eine Glühbirne. In der Lampe sind zwei Flüssigkeiten, die unvermischbar sind. Also zwei ineinander nicht lösliche Stoffe, die unterschiedlich auf Wärme reagieren. Ein Gemisch aus Öl, Wasser und Wachs. Das Originalrezept hält Mathmos, die Produktionsfirma, geheim.
Wird die Glühlampe angeknipst, dehnt sich das Wachs durch die Wärme aus, wird zähflüssig, seine Dichte verringert sich. Und so steigt es langsam in Form grosser Blasen auf. Weiter oben kühlt das Wachs wieder ab und sinkt. Ein schwereloses Schauspiel ohne Ende. Oder zumindest so lange, bis sie ausgeschaltet wird.
Erfunden hat die Lavalampe Craven Walker. Der Engländer soll ein etwas sonderbarer Tüftler gewesen sein, der bis zu seinem Tod im Jahr 2000 mit einem Feuerwehrauto durch die Gegend kurvte oder Unterwasser-FKK-Filme drehte. Im zweiten Weltkrieg war er Pilot, viermal verheiratet.
Auf die Idee für die Lavalampe kam er in einem Pub. Walker beobachtete eine Vorrichtung, die mit geschmolzenem Wachs als Zeitmesser fürs Eierkochen dienen sollte.
Astro Lamps: Kult aus dem «Space-Age»
Craven Walker war fasziniert von den mäanderten Bewegungen des Wachses. Er tüftelte in seinem Gartenschuppen an der Idee weiter herum. 1963 gelang ihm die erste Wachsleuchte, die er «Astro Lamp» nannte.
Das Lichtobjekt bot mit seinen schwebenden bunten Blasen einen bisher unbekannten Anblick, der gut in die Zeit passte. Space-Age, Flowerpower, Bewusstseinserweiterung. Direkt auf dem Nachttisch.
Edward Craven Walker warb mit dem Zitat: «Wer unsere Lampe kauft, braucht keine Drogen.» Wobei sich das eine und das andere natürlich nicht ausschliesst.
Zu Beginn aber lief der Verkauf harzig. Zusammen mit seiner Frau tingelte er zu Messen und Händlern. Der Durchbruch gelang schliesslich über den Fernsehbildschirm.
Als einige Astro Lamps in der beliebten britischen Serie «Dr. Who» zu sehen waren und dann sogar Ringo Starr eine Lampe kaufte, war der Bann gebrochen. Die Lava-Welle brach los. Es war das Ding der Zeit.
Wellenförmige Beliebtheit
In den 80er-Jahren gelangte die Lampe langsam in Vergessenheit, verstaubte in Estrichen und Kellern. In den 90er-Jahren erlebte sie dann ihr Comeback in den Kinderzimmern.
Aufsteigend und sinkend – nicht nur die Blasen, sondern auch der Erfolg der Lampe. Die Erfolgsgeschichte verläuft wellenförmig.
Bis heute wird die Original-Lavalampe im englischen Küstenort Poole produziert. Und längst gibt es natürlich günstigere Imitate, die in Wohnzimmern vor sich hin wabern.