Bischöfe im Rentenalter prägen das Bild des Vatikans. Die aktuelle Weltsynode soll aber ein Zukunftskongress sein für die römisch-katholische Kirche. Neu dürfen auch Frauen und Nicht-Bischöfe mitreden. Die Jugend ist aber mit nur 2 von 365 Stimmberechtigten stark untervertreten.
Junge Erwachsene aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind nun selbst nach Rom gereist, um bei Bischöfen und beim Papst Druck zu machen – als Lobbyisten.
Was fordern die Jugendlichen?
Die Forderungen der Schweizer Basis sind längst klar:
- Beteiligung aller Getauften an Entscheidungen der Kirche
- Volle Inklusion und Gleichstellung von Frauen, LGBTIAQ*-Menschen und Wiederverheirateten
- Aktuelle und verständliche Sprache in der Messe sowie liturgische Vielfalt
- Menschenfreundliche Sexualmoral
Die römisch-katholische Kirche ist ihr Zuhause. Das wollen sie erhalten, und zwar so modern, wie sie Kirche schon jetzt leben.
Selbstbewusster Auftritt
Die Baselbieterin Myrta Brunner ist froh, die Bischöfe in Rom anzutreffen und ihre Reformanliegen deponieren zu können: «Ich glaube, das ist eine sehr gute Möglichkeit. Was daraus wird, was die Bischöfe wirklich mitnehmen, das können wir natürlich nicht beurteilen.»
Ein österreichischer Jugendvertreter stimmt zu: «Mir ist allein schon wichtig, dass ich denen, die da Entscheidungen fällen, die Meinung von jungen Menschen mitgeben kann.» Nun müssten die Bischöfe ihnen zuhören.
Die Jugendlichen sind sich ihrer Wichtigkeit bewusst: Ohne sie hat die Kirche weder Gegenwart noch Zukunft.
Lobbying extra muros
Die Jungen kommen aber nicht rein in die Synodenaula. Das frustriert den Zürcher Theologiestudenten Flurin Rohweder. Er hatte sich vom Rombesuch direkten Zugang zur Synode erwartet.
Der kirchlichen Jugend bleibt jedoch nur Lobbying ausserhalb der Mauern des Vatikans: In den Pausen der Weltsynode oder beim italienischen Essen mittags und abends treffen sich Synodale Lobbygruppen aus der Heimat und der ganzen Welt.
Die Schweizer Jugendlichen docken bei den deutschsprachigen Bischöfen und Delegierten an. Tatsächlich findet sogar der vielbeschäftigte Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing Zeit für sie.
Auch die Schweizer stimmberechtige Synodale Helena Jeppesen-Spuhler kommt zum Treffen. Sie unterstützt dieses Lobbying. «Die Jugendlichen sind in der Synode schlecht vertreten, die Frauen sind natürlich auch völlig unterrepräsentiert, deshalb ist es wichtig, dass wir uns ausserhalb der Synode mit denen treffen, die hier sind und Veranstaltungen machen in Rom», sagt Jeppesen-Spuhler.
Aktionen auf dem Petersplatz verboten
Veranstaltungen in Rom zu organisieren, ist aber gar nicht so einfach. So wurde beispielsweise den Vereinigungen von Opfern sexuellen und geistlichen Missbrauchs verboten, kritische Plakate vor der Engelsburg zu zeigen.
Nicht nur der Vatikan fürchtet Aufruhr, sondern auch die italienische Polizei. Auf dem Staatsareal der Vatikanstadt sind Demos ohnehin verboten. Die Schweizer Garde posiert auf dem Petersplatz nicht (nur) als Fotosujet.
Mehr Repräsentation für die Jugend
Umso wichtiger ist der direkte Draht zu den Delegierten. Diese tagen im Vatikan erstmals an runden Tischen. Die Jugend fordert hier mehr Plätze. Die müssten sie in der Abschlusssession der Weltsynode im Oktober 2024 bekommen. Sonst werde das nix mit der Zukunft der Kirche.