Das ist passiert: Zwei Aktivisten-Kollektive haben am Mittwochabend die offenbar Hitlergruss-ähnliche Geste von Tesla-Chef Elon Musk bei der Inauguration von US-Präsident Donald Trump auf die Fassade der Tesla-Fabrik in Grünheide, Deutschland projiziert. Die Brandenburger Polizei bestritt jedoch überraschend, dass die Aktion jemals stattgefunden habe. Sie sei ein Fake, berichtete die Polizei gegenüber dem Tagesspiegel. Kurios: Seither kämpfen die Aktivistenkollektive darum, dass der deutsche Staatsschutz wegen der Projektion gegen sie ermittelt. Denn sowohl die Projektion als auch die Abbildung der NS-Geste sind nämlich in Deutschland verboten. In Zeiten, in denen niemand mehr an echte Bilder glaubt, müssen Täter nun selber Beweise für ihre «Schuld» liefern.
Wer steckt hinter der Aktion? Hinter der Projektion stecken das «Zentrum für politische Schönheit» und die britische Gruppe «Led By Donkeys». Diese teilten am Donnerstag Fotos und Videos der vermeintlichen Aktion. Für rund 90 Minuten sei auf der Fassade des Tesla-Werks das Wort «Heil» in der gleichen Schriftart und -grösse wie das Tesla-Logo projiziert gewesen, sodass dort der Schriftzug «Heil Tesla» entstand. Zusätzlich veröffentlichten die Gruppen Videos, in denen die Nähe von Elon Musk zur extremen politischen Rechten thematisiert wurde. Die beiden Kollektive sind bekannt für ihre provokativen Aktionen, die gesellschaftliche und politische Missstände durch künstlerische Aktionen sichtbar machen sollen.
Was bezweckten die Aktivisten? Um die politische Aussage ihrer Aktion zu unterstreichen, sind die Aktivistinnen und Aktivisten ironischerweise auf die Schuldzuweisung der Polizei angewiesen. Sollte sich der Verfassungsschutz einschalten, wäre dies aus ihrer Sicht der Beweis, dass die viel diskutierte Geste von Elon Musk tatsächlich ein Hitlergruss war. Allerdings kann der Verfassungsschutz erst wirklich aktiv werden, wenn die Echtheit der Projektion zweifelsfrei geklärt ist.
Ist die Authentizität der Projektion inzwischen geklärt? Zunächst erklärte der Wachschutz des Tesla-Werks laut Polizeiangaben, keine Projektion bemerkt zu haben. Doch am Donnerstag relativierte die Polizei diese Aussage. Auf Anfrage des Spiegel-Magazins sagte ein Sprecher der Brandenburger Polizei: «Ob die Projektion tatsächlich so ablief, ist Teil dieser Ermittlungen. Derzeit können wir es jedenfalls nicht ausschliessen.» Das «Zentrum für politische Schönheit» äusserte indes Zweifel daran, dass der Wachschutz eine so prominent beleuchtete Seite des Werks – inklusive des grossen Tesla-Logos – übersehen haben könnte oder diese so schlecht überwacht habe.
Wie geht es nun weiter? Inzwischen ermittelt tatsächlich der Staatsschutz zu dem Fall, derzeit gegen unbekannt. Man gehe dem Anfangsverdacht des «Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen» nach. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Brandenburg sagte dem Spiegel, es gehe um die Verbreitung und Projektion des aus dem Kontext gerissenen Bildes, «welches eine Geste zeigt, die dem Hitlergruss zum Verwechseln ähnlich sieht». Gegenstand der Ermittlung sei jedoch nicht Elon Musk, sondern das Bild. Das «Zentrum für Politische Schönheit» sieht sich durch die aufgenommen Ermittlungen dennoch in ihrer Aktion bestätigt.