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Berichten oder ignorieren? Trump und Musk provozieren – und die Medien profitieren

Trump und Musk wissen sich in Szene zu setzen und provozieren regelmässig. Doch was bezwecken sie damit – und müssen die Medien über alles berichten? Ein Überblick.

Worum geht es? Bereits im Wahlkampf fiel Donald Trump mit bizarren Zitaten auf: Eingewanderte würden Hunde und Katzen essen, behauptete er. Und er wolle Grönland kaufen. Im ersten Tag im Amt verkündete der neue US-Präsident dann, dass er den Golf von Mexiko in «Golf von Amerika» umbenennen und die «grösste Deportationswelle der US-Geschichte» starten wolle. Unternehmer Elon Musk, der bald ein Regierungsamt führen soll, provoziert genauso gerne. In seiner Rede zu Trumps Amtseinführung hob er zweimal seine Hand gen Himmel – eine Geste, die als Hitlergruss interpretiert werden kann.

Person hält Rede am Podium mit ausgestrecktem Arm.
Legende: Die Geste des Anstosses: Musk während seiner Rede anlässlich der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. REUTERS/Mike Segar

Warum bekommen Trump und Musk so viel Aufmerksamkeit? Mit ihren Provokationen verschaffen sich beide ein grosses Medienecho. Trump und Musk seien Medien- und Kommunikationsprofis, sagt Fredy Gsteiger, diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. «Beide wissen, wie Medien funktionieren und wie man sie sich zunutze machen kann.»

Wie gehen US-Medien mit Provokationen wie Musks Geste um?

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Während viele europäische Medien Musks Geste schnell als Hitlergruss benannten, blieb es in den USA stiller. «Für US-Medien ist es eine Gratwanderung», sagt SRF-Korrespondentin Viviane Manz in New York. «Musk bewegt sich oft ungeschickt, manche schreiben es seinem Autismus zu. Er ist auch ein gezielter Provokateur und nutzt Überreaktionen der Medien gegen sie. Viele Medien haben daher über Musks Geste berichtet – aber zurückhaltend, denn sie wollen nicht in die Überreaktionsfalle tappen.»

Wie nutzen Trump und Musk Medien? Mit bizarren Aussagen und Provokationen bleibt man im Gespräch – sei es auf Social Media oder in den Schlagzeilen. «Man tanzt aus der Reihe, inhaltlich und formal, und erhöht so die Chancen, in die Medienberichterstattung aufgenommen zu werden», erklärt Anne Schulz, Expertin für politische Kommunikation an der Universität Zürich.

Was bezweckt Trump sonst noch? Trump wolle nicht nur Aufmerksamkeit erzielen, sondern bediene auch bewusst seine Wählerschaft, betont Fredy Gsteiger. «Diese will keine Stabilität, sondern Disruption und möchte von Trump, dass er die politische und möglicherweise auch die geopolitische Landschaft aufmischt.»

Profitieren die Medien von Trump und Musk? Brisante, provokative Aussagen generieren mehr Klicks – das ist aus der Kommunikationsforschung bekannt. Besonders für Medien, deren Geschäftsmodell von Leser- und Besucherzahlen abhängen, spielt das eine grosse Rolle – es bedeutet mehr Nutzerinnen und Nutzer. Von der Aufmerksamkeit profitieren also nicht nur Trump und Musk, sondern auch die Medien.

Donald Trump und Elon Musk stehen nebeneinander, Musk setzt sich eine Sonnenbrille auf.
Legende: Sie wissen sich in Szene zu setzen: US-Präsident Donald Trump (links) und sein «Buddy», Unternehmer und wohl baldiger Regierungsvertreter Elon Musk. Brandon Bell/Pool via REUTERS

Muss man Trumps Aussagen ernst nehmen, weil er wieder US-Präsident ist? Manche Aussagen Trumps erscheinen unüberlegt und absurd – wie etwa, dass er den Grossteil der Migranten aus den USA werfen will. «Vieles können wir aber trotzdem nicht einfach ignorieren», erklärt Fredy Gsteiger. «Die USA sind eine Weltmacht und Trump ein Präsident, der bereit ist, diese Macht einzusetzen. Davor kann man nicht einfach die Augen verschliessen.»

Wie sollen Medien mit Trumps und Musks Provokationen umgehen? Ignorieren könne man insbesondere den Präsidenten der USA nicht, betont auch Kommunikationsexpertin Anne Schulz. Stattdessen solle man mit seinen Aussagen respektvoll umgehen und ihn so behandeln wie jeden anderen Politiker auch. «Gleichzeitig sollte man berichten über das, was er tut, und nicht nur darüber, was er sagt. Trump verspricht sehr viel, aber hält er das auch ein?»

So berichtet SRF über Trump und Musk

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Mit Artikeln über Trump und Musk lassen sich Klicks erzielen. Doch die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Medienhauses wie dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ist es nicht, mit Aufregung besonders viel Aufmerksamkeit zu generieren, wie Fredy Gsteiger, stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF erklärt. «Wir wollen dem Publikum möglichst das Relevante bieten. Öffentliche Interessiertheit bedeutet noch nicht öffentliches Interesse. Öffentliches Interesse setzt voraus, dass es erforderlich ist, etwas zu erfahren. Das bedingt, dass man Trumps Aussagen auf potenzielle Konsequenzen abklopft. Wo kann tatsächlich etwas passieren und was ist nur Gerede?»

Wann «lohnt» es sich, über Trump zu berichten? Die Regeln für eine Berichterstattung über Trump oder Musk sehen wohl bei jedem Medium anders aus. Helfen kann die Abwägung, welche Aussagen Konsequenzen haben könnten und welche einzig der Provokation dienen. «Welche Dinge, die Trump in den Raum wirft, hätten beispielsweise im Kongress eine Mehrheit? Bei solchen Ideen ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass etwas umgesetzt wird», erklärt Gsteiger.

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