Zum Inhalt springen

Village People vor Auftritt «Y.M.C.A.»: Schwule Hymne oder Trumps persönlicher Partysong?

Worum geht es? Am 20. Januar wird der designierte US-amerikanische Präsident Donald Trump offiziell vereidigt. Den Soundtrack zu seiner Amtseinführung soll der Disco-Klassiker «Y.M.C.A.» der Band Village People aus dem Jahr 1978 liefern. Leadsänger Victor Willis erklärte am Montag auf Facebook, dass die Village People an den «Aktivitäten zur Amtseinführung teilnehmen werden, einschliesslich mindestens einer Veranstaltung mit dem designierten Präsidenten Trump». Kurios: «Y.M.C.A.» gilt als eine globale Schwulen-Hymne. Trump hingegen hat die Rechte von queeren Menschen in der Vergangenheit beschnitten .

Warum hat Donald Trump «Y.M.C.A.» als Melodie für seine Auftritte gewählt? «Y.M.C.A.» gehört längst zum Standardrepertoire auf Donald Trumps Polit-Veranstaltungen. Es existieren zig Online-Videos, wie Trump mit ausgestreckten Armen im Takt zum Rednerpult schreitet. In einer Episode des Podcasts «Full Send» aus dem Jahr 2022 erklärte Trump, dass er den Song gerne an Partys in seinem Anwesen in Mar-a-Lago in Florida spielt. Der Song sei eine Garantie dafür, dass seine Gäste in Partylaune geraten. Auch «Macho Man», ebenfalls ein Hit der Village People, ist ein fester Bestandteil in Trumps Playlist.

Ist «Y.M.C.A.» denn tatsächlich eine schwule Hymne? Selbst Donald Trump bezeichnete «Y.M.C.A» bereits als eine «Nationalhymne der Schwulen» . Das Lied resoniert mit den Erfahrungen von LGBTQ+ Menschen der 1970er-Jahre und gilt deshalb weltweit als schwulen Hymne. Zudem erinnert das Aussehen der Village People an die queere Szene dieser Zeit. Der Name der Band bezieht sich auf das Viertel «Greenwich Village» in Manhattan, das zum Zeitpunkt der Bandgründung als das alternative, queere Zentrum New Yorks galt.

Sechs junge Männer, die in lasziv gestylten Arbeitsuniformen in die Kamera lächeln und Grimassen ziehen.
Legende: Village People: Ihre Outfits sind ein Spiegel der queeren Szene der 1970er-Jahre in den USA. Imago/United Archives International

Leadsänger Victor Willis sieht das jedoch anders: In einem Facebook-Post schreibt er, dass zwar die Mehrheit der Band und der Co-Autor des Lieds, Jacques Morali, schwul seien, der Song aber nicht von Homosexualität handle. Vielmehr habe er den Song über die platonische Freundschaft zwischen schwarzen Männern in den 1970ern geschrieben. Es sei eine abwegige Interpretation, dass der Song für Beziehungen zwischen queeren Menschen stehen würde.

Warum unterstützen die Village People neuerdings Donald Trump? Die Band hat sich in der Vergangenheit mehrmals politisch von Donald Trump distanziert. Trump verfügt jedoch über eine Lizenz für den Song «Y.M.C.A», weshalb er auch auf seinen Veranstaltungen gespielt wird. Victor Willis erklärte, dass er sich auch nicht juristisch dagegen wehren werde. Denn er unterstütze den designierten Präsidenten zwar politisch nicht, aber «Y.M.C.A.» sei ein Lied, dass für alle Menschen gedacht sei. In einem weiteren Post auf Facebook schreibt Willis, das die Band glaubt, «dass Musik ohne Rücksicht auf Politik gemacht werden sollte» . Deshalb werden die Village People an Donald Trumps Amtseinführung am 20. Januar auftreten.

Wie fallen die Reaktionen zum geplanten Auftritt der Village People aus? Bereits im Ankündigungsposts der Band auf Facebook schreibt Victor Willis, dass er wisse, dass einige seiner Fans nicht glücklich über diesen Auftritt sein werden. Zumal viele andere Musikerinnen und Musiker die Einladung von Trump abgelehnt haben . Willis schreibt aber, dass der Song «Y.M.C.A. eine globale Hymne ist, die hoffentlich dazu beiträgt, das Land nach einem turbulenten und gespaltenen Wahlkampf (…) zusammenzubringen».

Radio SRF3, 10.01.2025, 17:40 Uhr

Meistgelesene Artikel