Jan Erik Hansen hatte alles: eine Frau, die ihn liebte, einen Sohn, eine Karriere. Aber der renommierte dänische Arzt und HIV-Forscher war nicht glücklich. 2001 lässt er alles hinter sich, um als buddhistischer Mönch in den Bergen von Sri Lanka zu leben.
«Wir suchten Leute wie Jan, Leute, die radikale Entscheidungen getroffen hatten, um das Hamsterrad zu verlassen», erinnert sich Filmemacherin Mira Jargil. «Wir dachten, das wäre eine gute Geschichte.»
Jargil und Produzent Christian Sønderby Jepsen beschliessen, einen Film über den Mönch zu drehen. Sie besuchen ihn in seiner Einsiedelei und beginnen mit den Dreharbeiten. Doch die drei werden sich nicht einig, in welche Richtung der Film gehen soll.
Jan hat seine eigenen Vorstellungen, insbesondere möchte er nicht, dass seine Vergangenheit thematisiert wird und sein Sohn ihn in Sri Lanka besucht. So wird das Projekt auf Eis gelegt. Vorerst.
Kein Abschiedsbrief
Jahre später erfahren die Filmemacher, dass Jan nach 17 Jahren Einsamkeit in Sri Lanka nach Dänemark zurückgekehrt ist. Sein Sohn Thor erinnert sich: «Ich hatte mir vorgestellt, er würde zurückkommen und wieder zu meinem Vater werden, stattdessen standen eines Tages zwei Polizisten in der Wohnung und sagten, er hätte sich umgebracht.»
Dies, obwohl er Leute vom Suizid abhielt, da man nach buddhistischem Weltbild wiedergeboren wird, Selbstmord also sinnlos ist. Es gibt keinen Abschiedsbrief. Nur die Notiz: «Sorry, fortschreitende Demenz.»
Der Versuch, den Vater zu verstehen
Thor will Antworten finden. Zusammen mit der Regisseurin reist er nach Sri Lanka. In der ehemaligen Mönchsklause versuchen Sohn und Regisseurin, Jans Leben zu rekonstruieren und seine radikale Entscheidung zu verstehen.
Definitive Antworten finden sie keine. Aber in Interviews mit Menschen, die Jan kannten, verdichten sich die Anzeichen, dass er eine komplexe Persönlichkeit war. Seine Ex-Frau erzählt, dass sie ihn sehr liebte und es sie in Stücke riss, dass sie als alleinerziehende Mutter endete. Der Sohn meint: «Unter keinen Umständen möchte ich meine Kinder verlassen. Es war wirklich sehr hart für mich, keinen Vater zu haben.»
Hochintelligent oder «verrückt»?
«Lass alles los, es lohnt sich nicht, sich an irgendwas festzuhalten», sagt Jan Erik Hansen, der im Film ausführlich zu Wort kommt, da er über 200 Stunden Videomaterial hinterliess, um sich jener Welt mitzuteilen, der er entsagt hatte. Ein ehemaliger Forscherkollege sagt, Jan sei hochintelligent gewesen, interessierte sich für Quantenphysik und Biologie. Sein Vater hält ihn für verrückt.
«Der Mönch hatte alles, was wir mit Glück assoziieren, aber er war nicht glücklich. Die Dinge, mit denen er sich schmückte, sind zum Gefängnis geworden», reflektiert Mira Jargil. Im Buddhismus suche man nach Erleuchtung, man schaue nach innen. Das Aussen spiele keine Rolle.
Wie trennt man das Wichtige vom Unwichtigen, und warum verbringen wir so viel Zeit damit, unwichtige Dinge zu tun? Diese Fragen müsse man sich stellen, wenn man auf der Suche nach dem Glück sei, so Jargil weiter.
«Ich glaube, der Mönch glaubte tatsächlich, er hätte sein Glück gefunden und würde das Nirvana erreichen», resümiert die Regisseurin. Die Frage bleibt: zu welchem Preis?