Seit April stellen Karin Bischoff und ihr Team vom Couture-Atelier «Die Manufaktur» in St. Gallen Stoffmasken her. Die Masken seien von Anfang an gefragt gewesen, erzählt sie.
Als der Bundesrat in der vergangenen Woche die Maskenpflicht im Öffentlichen Verkehr ankündigte, habe sich die Nachfrage verzwanzigfacht: Die Leute seien Schlange gestanden, sagt Bischoff. «Sie wollten Masken vor Ort sehen und auch eine Beratung haben, welche Maske zu welchem Outfit passt.»
Problemzone Filter
Stoffmasken sehen schick aus. Aber wie gut schützen sie? Die meisten Schneidereien und Modelabels deklarieren in ihren Onlineshops ganz deutlich, dass es sich nicht um medizinische Masken handelt.
So auch Anaïs Marti vom Basler Label «Collective Swallow». Mit ihren Baumwollmasken will sie während der Krise einen Beitrag leisten. «Wir haben von Anfang an transparent kommuniziert, wie diese Masken hergestellt sind, woraus sie bestehen, dass sie keinen medizinischen Schutz bieten und nicht getestet wurden», sagt Marti.
Sie empfehle, dass man ein Stück Haushaltspapier innendrin trage, um die Filterwirkung zu verstärken.
Baumwolle hat fast keinen Schutzeffekt
Peter Wick arbeitet als Zell- und Molekularbiologe an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Er und sein Team haben gemeinsam mit Epidemiologen die Schutzwirkung von Masken untersucht.
Ein einfacher Baumwollstoff habe praktisch keinen Schutzeffekt, auch wenn man ihn doppelt nehme: «Etwa 80 bis 90 Prozent der kleinen Tröpfchen, die beim Niesen entstehen, gehen durch.»
Nach einer gewissen Zeit habe man viele Aerosole in einem geschlossenen Raum, sagt Wick. «Ich würde versuchen, das zu vermeiden.»
Leitfaden für Labels
Um Schneidereien, Modelabels und Textilherstellern einen Leitfaden an die Hand zu geben, haben Wick und sein Team vier Kriterien entwickelt, die eine sichere Stoffmaske erfüllen muss: Man muss durch sie gut atmen können.
Die Maske muss tröpfchenresistent sein. Sie muss kleinste Partikel abhalten und mindestens fünfmal wiederverwendbar sein. Masken, die den Kriterien der EMPA entsprechen, können sich die Hersteller auch zertifizieren lassen.
Das Interesse daran sei riesig, sagt Wick. «Wir wurden überrannt: Viele Hersteller haben uns Prototypen geschickt und gefragt, wie sie ihre Masken so verändern können, dass sie die Kriterien erfüllen.»
Ein spezieller Stoff
Anaïs Marti vom Basler Label «Collective Swallow» will ihre Masken nicht zertifizieren lassen. Das sei zu aufwendig und lohne sich bei der geringen Stückzahl nicht, die sie herstelle.
Stattdessen denkt sie darüber nach, ihre Masken demnächst aus einem speziellen antiviralen Stoff zu fertigen, mit dem sie im Auftrag eines Kunden schon einmal gearbeitet hatte. Bei «Collective Swallow» hatte man dann die Maske draus gefertigt.
«Ein super Test», schwärmt Anais Marti. Mit dem Stoff lasse sich gut arbeiten. «Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir das auch bei unseren Masken ins Sortiment aufnehmen werden.»
Die Empfehlung der EMPA
Karin Bischoff von «Die Manufaktur» in St. Gallen hat solche antiviralen Masken bereits im Sortiment. Auch sie möchte ihre Masken im Moment nicht zertifizieren lassen. Langfristig aber sei so ein Prüfsiegel durchaus interessant:
«Jetzt haben wir ein Produkt, das wir etablieren möchten und das auch nachgefragt wird. Wenn wir sagen können: ‹Das hat die Zertifizierung bestanden›, wäre das ein zusätzliches Argument.»
Wer in seiner Maske nicht nur gut aussehen will, sondern sich und andere auch schützen möchte, dem empfiehlt Peter Wick von der EMPA in jedem Fall Folgendes: Man sollte sich beim Hersteller genau über die verwendeten Materialien informieren. Baumwolle allein hilft lauter Peter Wick nicht.