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Mann mit Brille und Priesterkragen schaut zur Seite.
Legende: Keystone/VALENTIN FLAURAUD

Trotz Rüge aus dem Vatikan Charles Morerod wird neuer Präsident der Schweizer Bischöfe

  • Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat Bischof Charles Morerod zum neuen Präsidenten gewählt. Das Amt wird turnusmässig alle drei Jahre neu besetzt.
  • Der Bischof des Bistums Lausanne, Genf, Freiburg wird das Amt ab Januar 2025 bis 2027 führen. Morerod hatte schon von 2016 bis 2018 das Amt des Präsidenten inne.
  • Erst kürzlich wurde er vom Vatikan im Kontext des Missbrauchs-Skandals gerügt.

Schweizer Bischofskonferenz

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Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) ist das Koordinierungsorgan der sechs römisch-katholischen Bistümer der Schweiz. Sie wurde 1863 als weltweit erste Bischofskonferenz gegründet. Ausserdem ist die SBK Mitglied im Rat der europäischen Bischofskonferenzen.

Die SBK trifft sich vierteljährlich und umfasst momentan neun Mitglieder: die Bischöfe der Bistümer der Schweiz sowie deren Weihbischöfe und die beiden Äbte von Saint-Maurice und Einsiedeln.

Fürs Präsidium der SBK stehen ausschliesslich die sechs Diözesanbischöfe. Weihbischöfe oder Ordensmänner wie Abt Urban Federer von Einsiedeln sind zwar Teil der Bischofskonferenz, dürfen in der Regel aber das Präsidium nicht übernehmen. Das Wahlverfahren ist geheim.

Vizepräsident der SBK wird Joseph Maria Bonnemain (Bischof von Chur) und das dritte Mitglied des Präsidiums wird Joseph Stübi (Weihbischof des Bistums Basel). Dies teilte die SBK auf ihrer Website mit.

Der 63-Jährige Westschweizer Morerod folgt als Präsident auf Bischof Felix Gmür vom Bistum Basel. Dieser führte die Bischofskonferenz von 2019 bis 2021 und 2022 bis 2024. Nach den Statuten der SBK ist eine dritte Amtszeit nicht möglich.

Wahl ist wenig überraschend

«Warum ausgerechnet Charles Morerod das Rennen gemacht hat, lässt sich nur mutmassen», sagt Religionsredaktorin Léa Burger. Burger vermutet, dass für Morerods Wahl vor allem Ausschlusskriterien ausschlaggebend waren: Bischof Felix Gmür ist wegen seiner bisherigen Amtszeit ausgeschlossen. Der St. Galler Bischof Markus Büchel ist im August altershalber zurückgetreten und kam als Kandidat nicht infrage.

Auch das Bistum Lugano kommt nicht zum Zug, weil es derzeit ohne Bischof ist und von Weihbischof Alain de Reamy interims verwaltet wird.

Drei Männer bei einer Medienkonferenz der Schweizer Bischofskonferenz.
Legende: Er kennt das Amt bereits: Nachdem Charles Morerod (links) bis 2015 Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz war, wurde er für die Amtsperiode 2016 bis 2018 zum Präsidenten gewählt. (2015) Keystone/MARCEL BIERI

Bleiben der Churer Bischof Joseph Bonnemain sowie der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey. Bei Letzterem ist zu erwarten, dass er nächstes Jahr altershalber ebenfalls zurücktreten wird und also als Präsident für die kommenden drei Jahre nicht infrage kam.

Der Churer Bischof hat die Altersgrenze von 75 zwar auch überschritten, wurde von Papst Franziskus aber ermuntert, noch ein paar Jahre im Amt zu sein. «Als Verantwortlicher für die Aufarbeitung sexueller Gewalt ist er derzeit stark gefordert», gibt Burger zu bedenken, und wolle daher möglicherweise nicht präsidieren. Bleibt: Charles Morerod.

Rüge vom Vatikan

Mehrere Schweizer Bischöfe waren im Oktober im Zusammenhang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs und deren Umgang damit vom Vatikan gerügt worden. Der Vatikan warf auch Morerod vor, die kanonischen Verfahren nicht immer eingehalten zu haben.

Morerod habe aber keine strafbaren Handlungen, Vertuschungen oder Fehler begangen, die die Eröffnung eines kircheninternen Strafverfahrens erfordern würden. Er selbst sagte dazu, er habe keine kirchlichen Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil er der staatlichen Justiz den Vorrang eingeräumt habe.

«Diese und andere Schlagzeilen rund ums Thema Missbrauch haben dem öffentlichen Ansehen von Bischof Charles Morerod geschadet und seine Vertrauenswürdigkeit geschwächt», sagt Religionsredaktorin Léa Burger über den neuen SBK-Präsidenten.

Nationales kirchliches Strafgericht in die Wege geleitet

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Ausserdem wurde heute von der Schweizer Bischofskonferenz bekannt gegeben, dass der Vatikan grünes Licht gab, um ein nationales kirchliches Strafgericht zu schaffen. Die Apostolische Signatur habe das «nihil obstat» (lat. für «es steht nichts entgegen») erteilt.

Im Herbst 2023, im Nachgang der Missbrauchsstudie, wurde die Forderung nach einem nationalen Kirchengericht laut. Es soll bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt im kirchlichen Umfeld helfen. So könnten beispielsweise innerkirchliche Straf- und Disziplinarmassnahmen ausgesprochen werden, die bislang in langwierigen Prozessen über Rom liefen, etwa ein Berufsverbot für Missbrauchstäter oder dass ein Priester aus dem Klerikerstand enthoben wird. Weltliche Gerichte regeln solche Massnahmen in der Regel nicht. Das Kirchengericht stellt also keine Paralleljustiz dar.

Im Frühling dieses Jahr signalisierte Papst Franziskus bereits seine Zustimmung für ein nationales Gericht. Nun bereitet eine aus Fachleuten bestehende Arbeitsgruppe unter der Leitung des Churer Bischofs Joseph Bonnemain die Statuten bzw. das Errichtungsdekret des Gerichts vor.

Radio SRF 4, Nachrichten, 5.12.2024, 7:00 Uhr. ; 

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