Schon wieder der Blick aufs Handy: Wenn Eltern finden, ihr Teenager verbringe zu viel Zeit vor dem Bildschirm, sollten sie sich gut überlegen, welche Massnahmen sie ergreifen. Und vor allem: Wie sie diese Massnahmen begründen. «Denn auf die Begründung kommt es an», sagt Eszter Hargittai, Professorin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Uni Zürich.
Einmal um die Ecke gedacht
Hargittai untersuchte in einer Studie mit 18- und 19-jährigen College-Studenten in den USA, ob Regeln zur Mediennutzung einen Einfluss auf ihre späteren schulischen Erfolge haben.
«Die Resultate der Studie sind der Intuition widersprechend. Weil wir meist annehmen, dass Mediennutzung schlecht für Kinder ist, glauben wir, dass eine Einschränkung sinnvoll ist», sagt Eszter Hargittai.
Sie konnte in ihrer Studie jedoch zeigen, dass Studierende, deren Eltern in früheren Jahren klare Regeln für die Mediennutzung aufstellten, im College nicht besser abschnitten. Im Gegenteil: Wenn die Eltern die Regeln damit begründeten, dass ihre Kinder die Zeit lieber in Hausaufgaben als in Medien investieren sollten, dann fielen ihre Leistungen später sogar schlechter aus.
Die Haltung ist entscheidend
Dies war nicht der Fall, wenn die Eltern die Einschränkung damit begründeten, dass sich die Kinder zu wenig bewegen. Eszter Hargittai glaubt, dass die Haltung der Eltern zur Mediennutzung ihrer Kinder entscheidend ist:
«Es ist einfach zu sagen, dass alles, was die Kinder mit Medien machen, schlecht, nutzlos oder asozial sei: Wichtig ist aber, dass die Eltern mit ihnen darüber sprechen, was sie tun, und über eine positive Form der Mediennutzung diskutieren.»
Ohne Regeln geht es nicht
Doch es braucht trotzdem gewisse Regeln. «Tatsächlich gibt es erwiesene Zusammenhänge zwischen schulischer Leistung und Mediennutzung», sagt Daniel Süss, Professor für Medienpsychologie an der ZHAW.
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften führt alle zwei Jahre eine Studie zum Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen durch. «Wenn Jugendliche zur späten Stunde noch Medien nutzen und deshalb zuwenig schlafen, wirkt sich das natürlich negativ auf die Schulleistung aus.»
Sich auf eine Diskussion einlassen
Manchmal seinen Regeln also doch richtig und sinnvoll, sagt Daniel Süss. Dabei sollte man die Mediennutzung nicht abschätzig behandeln. «Für Jugendliche ist es wichtig, dass man sie und ihre Interessen ernst nimmt.»
Eine generelle Empfehlung zur täglichen Dauer der Mediennutzung von Jugendlichen mag Daniel Süss nicht geben: «Es kommt nicht so sehr auf die Zeit an, sondern auch auf die Freizeitgestaltung und welche Medieninhalte genutzt werden.»
Der Umgang mit der Mediennutzung ihrer Kinder bleibt also eine grosse Aufgabe für Teenager-Eltern. Denn was zählt, ist die inhaltliche Diskussion. Und die ist anstrengend.
Sendung: Kultur kompakt, 6.6.2018, 11.29 Uhr