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Angelika Kauffmann mit Ausstellung in London geehrt
Aus Tagesschau vom 04.03.2024.
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Angelika Kauffmann in London Wie ein Churer Wunderkind Europas Elite bezauberte

Die gebürtige Churerin Angelika Kauffmann macht im 18. Jahrhundert eine beispiellose Kunstkarriere. Eine Ausstellung in London zeigt ihr umfangreiches Werk.

«Ich bin ganz verrückt nach Angelika Kauffmann», sagt Kunstsammler Kurt Grabher mit leuchtenden Augen. Mehr noch: «Ich bin verliebt in sie und in ihr Werk.» Grabher gesteht seine Faszination für die klassizistische Malerin mit Schweizer Wurzeln – mitten in London. In der Royal Academy of Arts ist der 1741 in Chur geborenen Malerin aktuell eine Ausstellung gewidmet.

Ölgemälde einer Frau mit historischer, adeliger Tracht. In der Hand hält sie eine Dokumentenmappe und einen Stift
Legende: Sie machte sich schon früh einen Namen: Malerin Angelika Kauffmann. Selbstbildnis mit Minerva-Büste, um 1780-1781. Kunstmuseum Graubünden, Depositum der Gottfried Keller Stiftung

Der Sammler ist eigens aus dem Bregenzer Wald angereist, um sein Kauffmann-Gemälde wiederzusehen. Der pensionierte Textilhändler gibt seine acht Bilder, seine Druckgrafiken und Zeichnungen nur ungern weg. «Viele lagere ich in Schubladen. Ich hole sie regelmässig hervor und stelle sie auf eine Staffelei, um mich daran zu erfreuen.»

Angelika Kauffmann war die berühmteste Künstlerin des 18. Jahrhunderts.
Autor: Bettina Baumgärtel Kunsthistorikerin

Feurige Verehrer und Verehrerinnen hatte Angelika Kauffmann schon zu Lebzeiten: «The whole world is angelicamad», soll ein Londoner Kupferstecher über die grosse Nachfrage nach Kauffmann-Reproduktionen gesagt haben.

Netzwerkerin und Geschäftsfrau

Angelika Kauffmann wird in eine musische, intellektuelle Familie geboren. Ihr Vater Joseph Johann Kauffmann gibt ihr Malunterricht, sobald sie einen Pinsel halten kann. Er arbeitet selbst als Fresken- und Porträtmaler am Hof des Churer Bischofs. Ihre Mutter Cleophea Luz erzieht sie viersprachig und unterrichtet sie in Gesang und am Klavier.

Ölgemälde mit drei Frauen in historischen Kleidern. Die linke hält ein Papier in der Hand, die rechte eine Palette.
Legende: «Sie verstand, die Menschen für sich einzunehmen, mit ihrer weltoffenen, charmanten Art», sagt Kauffmann-Expertin Bettina Baumgärtel. Selbstbildnis am Scheideweg zwischen Musik und Malerei, 1794. National Trust Collections / National Trust Images / John Hammond

Im Alter von elf Jahren zieht sie mit der Familie nach Como und erregt mit ihren Talenten Aufsehen. «Sie wird an den Höfen und in den Adelshäusern der Lombardei und des Bodenseeraums als Wunderkind gefeiert», sagt die deutsche Kunsthistorikerin Bettina Baumgärtel.

Sie leitet ein Forschungsprojekt zu Angelika Kauffmann, das zum Ziel hat, ein umfassendes Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken zu erstellen. Baumgärtel hat auch die Londoner Kauffmann-Ausstellung kuratiert.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Angelica Kauffman» ist noch bis zum 30. Juni 2024 in der Royal Academy of Arts in London zu sehen.

«Angelika Kauffmann war die berühmteste Künstlerin des 18. Jahrhunderts», sagt sie. «Sie traf den Zeitgeist, war eine gute Netzwerkerin und Geschäftsfrau.»

Von Porträts zu Historien

Der Durchbruch gelingt der Künstlerin mit 22 Jahren in Rom – unter anderem mit dem Bildnis des Archäologen Johann Winckelmann. Mit 25 Jahren zieht sie nach London und porträtiert dort Adelige, darunter die Schwester des englischen Königs Georg III, Prinzessin Augusta, später gar Königin Charlotte.

Ölgemälde: Portrait eines Mannes. Vor ihm liegt ein Buch, in seiner Hand hält er eine Schreibfeder.
Legende: Eines ihrer bekanntesten Gemälde: Angelika Kauffmann, Porträt von Johann Joachim Winckelmann, 1764. Kunsthaus Zürich, Geschenk von Conrad Zeller, 1850

«Emanzipierte adelige Frauen fanden es spannend, sich von diesem jungen, weiblichen Talent porträtieren zu lassen», sagt Kauffmann-Expertin Bettina Baumgärtel. Doch Kauffmann beschränkt sich nicht darauf, Porträts zu malen. Sie will mit Historienbildern überzeugen. «Wer ernst genommen werden wollte, musste sich in dieser Disziplin beweisen», so Baumgärtel. «Kauffmann hatte diesen Ehrgeiz. Sie war eine unermüdliche Malerin. Und sie schafft es.»

Angelika Kauffmann: Wiederentdeckt

Das Werk von Angelika Kauffmann umfasst rund 800 Gemälde, rund 400 Zeichnungen, 40 Radierungen, eine Fresko-Serie sowie einzelne Pastelle und Miniaturen. Darüber hinaus entstanden über 600 Druckgrafiken und unzählige Kopien.

«Praktisch jede Woche taucht eine weitere ‹Kauffmann› auf», sagt Bettina Baumgärtel, die oft als Expertin hinzugezogen wird. «90 Prozent davon sind Nachahmungen oder Fälschungen», so Baumgärtel. «Doch in Privatsammlungen tauchen bis heute auch echte Werke von Angelika Kauffmann auf, die als verschollen galten. Das ist faszinierend.»

Kurzbiografie von Angelika Kauffmann

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  • 1741 in Chur geboren, wächst Angelika Kauffmann zunächst in Schwarzenberg, im Bregenzerwald, und im Veltlin auf. Mit 9 Jahren malt sie erste Porträts in Pastell. Ab 11 Jahren lebt sie mit ihrer Familie im norditalienischen Como.
  • Von 1754 bis 1757 unternimmt sie eine erste Ausbildungsreise durch Norditalien, der sie an den Hof von Herzog Francesco III d’Este nach Mailand führt.
  • Auf ihrer zweiten Ausbildungsreise durch Italien von 1759 bis 1766 knüpft sie Kontakte zu italienischen, deutschen und englischen Künstlerkollegen.
  • 1766 zieht sie nach London und eröffnet ihr Malatelier. Ihr Ruf eilt ihr voraus und sie befreundet sich mit dem Doyen der Londoner Kunstszene, Joshua Reynolds, der ihr wichtige Türen öffnet.
  • 1768 wird sie Gründungsmitglied der Royal Academy of Arts, die von Joshua Reynolds präsidiert wird. Kauffmann und Mary Moser bleiben bis ins 20. Jahrhundert die einzigen weiblichen Mitglieder dieses erlauchten Kreises.
  • An der Eröffnungsausstellung der Academy zeigt Kauffmann Gemälde von antiken und mittelalterlichen Szenen der englischen Geschichte. Sie ist damit eine Trendsetterin.
  • 1781 verlässt sie London und lässt sich vorübergehend in Flandern und danach in Venedig nieder. Kauffmann heiratet den venezianischen Maler Antonio Zucchi.
  • 1782 zieht Kauffmann nach Rom und eröffnet ein Malstudio nahe der Spanischen Treppe.
  • Auf Einladung der Königin von Neapel und Sizilien, Maria Karolina von Österreich, malt sie monumentale Werke der Königsfamilie. Porträts weiterer Adeliger Europas folgen.
  • Ab 1786 gehört sie zum Weimarer Künstlerkreis um Johann-Wolfgang von Goethe.
  • 1791 bestellt Papst Pius VI ein Gemälde für den Altar in der Schweizer Kapelle in der Basilika von Loreto.
  • 1805 bekommt Kauffmann ihren letzten grossen Porträtauftrag, von Kronprinz Ludwig I von Bayern.
  • Im November 1807 stirbt Angelika Kauffmann in Rom.

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SRF 1, Tagesschau, 04.03.2024, 19:30 Uhr

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