Der Kunstsammler Johannes Fulda spricht von Liebe, wenn er über Angelika Kauffmann redet. Im Jahr 1991 hat er sein erstes Werk der Künstlerin ersteigert. «Die Bacchantinnen» zeigt drei Frauen, üppig, in wehenden Gewändern, musizierend für den römischen Weingott Bacchus. 22 x 27,5 cm, Öl auf Kupfer.
«Es ist ein kleines und reizendes Schmuckstück», sagt Johannes Fulda. Dieses Bild war der Anfang einer grossen Liebe. «Da habe ich mich verliebt in diese Frau. Ihre Bilder haben mich fasziniert», schwärmt Fulda. Ihre Bilder und die Arbeitstechnik seien von ganz seltener Qualität.
Er hat angefangen, die Werke der Künstlerin zu sammeln. Ölbilder, Radierungen, sogar eine Kohlezeichnung, Szenen aus der griechischen Mythologie, Frauenporträts – die Werke hingen bis vor Kurzem in seinem Haus in Kilchberg am Zürichsee. Nun sind sie im Bündner Kunstmuseum.
«Sitzt man vor einem der Bilder, dann passiert es, dass man mit den Figuren ins Gespräch kommt», erinnert sich Fulda. Die Künstlerin habe die Bilder so arrangiert, dass man auch plötzlich Bewegung wahrnehme. Fulda ist Jurist und war früher Generalsekretär des ETH-Rats. Die Liebe zur Kunst habe er von seinem Vater geerbt.
Neues Zuhause für die Bilder
17 Bilder von Angelika Kauffmann hat der Sammler über die Jahre erworben. Nicht jedes gewünschte Werk habe er kaufen können, manche seien zu teuer gewesen, erzählt er. Über den genauen Wert der Sammlung spricht Fulda nicht, nur so viel: «Ich wollte nie Geld machen mit den Bildern. Ich habe auch nie eines verkauft.»
Jetzt hat Johannes Fulda seinen Kauffmann-Schatz weggegeben. Er hat alle Bilder dem Bündner Kunstmuseum geschenkt. Co-Direktor Stephan Kunz freut sich, «eine Schenkung in diesem Umfang und dieser Qualität ist aussergewöhnlich.»
Angelika Kauffmann ist in Chur geboren und im 18. Jahrhundert zu einer Künstlerin europäischen Ranges geworden. «Angelika Kauffmann ist für das Bündner Kunstmuseum eine Leitfigur», sagt Kunz. Die ältesten Werke in der Sammlung stammten von ihr. Mit der Schenkung werde dieser Schwerpunkt der Sammlung bedeutend ausgebaut.
Wiedersehen in Chur
Die eigene Sammlung ziehen zu lassen, das sei nicht ganz einfach gewesen, gibt Johannes Fulda zu. An die weissen Flecken an der Wohnzimmerwand müsse er sich noch gewöhnen.
Ich wollte erreichen, dass die Sammlung nach meinem Ableben nicht in alle vier Winde verstreut wird.
Doch, warum hat er sich von seinen geliebten Bildern getrennt? «Ich wollte erreichen, dass die Sammlung nach meinem Ableben nicht in alle vier Winde verstreut wird», so Fulda, «und ich wollte, dass sie einem erweiterten Publikum zugänglich gemacht wird.»
Johannes Fulda hat noch einen zweiten Wohnsitz im bündnerischen Maienfeld. Das Kunstmuseum in Chur ist in weniger als einer halben Stunde erreichbar. «Ich bin froh, dass ich nicht weit gehen muss, um mich weiterhin an meinen Bildern zu freuen», sagt Fulda. Ab Februar 2022 sollen die neuen Werke zusammen mit den bisherigen Beständen von Angelika Kauffmann in einer Sonderpräsentation im Bündner Kunstmuseum gezeigt werden.