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China holt auf im Wettbewerb um Museen der Superlative
Aus Tagesschau vom 09.10.2024.
Bild: IMAGO / Xinhua abspielen. Laufzeit 2 Minuten 33 Sekunden.

Architektur der Superlative Fast täglich eröffnet in China ein neues Museum

China will kulturell zur Weltspitze aufschliessen und baut Museen wie am Fliessband. So zum Beispiel das Astronomie-Museum in Schanghai.

Es ist ein Museum der Superlative: Das 2021 eröffnete Astronomie-Museum in Schanghai ist weltweit das grösste seiner Art und hat eine einzigartige Form. Das Hauptgebäude verfügt über keine geraden Linien und rechten Winkel, sondern besteht stattdessen aus mehreren sich überlappenden Bögen.

«Bereits auf den ersten Blick soll klar sein, dass es um Astronomie geht», erklärt Lin Qing. Er hat den Museumsbau beaufsichtigt und leitet das Forschungszentrum am Astronomie-Museum: «Von oben ähnelt der Bau Himmelskörpern auf ihrer Umlaufbahn.»

Das Astronomie-Museum ist ein Publikumsmagnet

Der Andrang ist gross. Drei Jahre nach der Eröffnung besuchen bereits über eine Million Menschen im Jahr das Museum. Besucherin Wendy Tao steht vor dem Museum Schlange. Sie und ihr Sohn sind extra aus der Nachbarprovinz angereist. «Drei Tage lang haben wir erfolglos versucht, online ein Ticket zu kaufen. Jetzt probieren wir es direkt am Schalter.»

Dabei haben Museen in China keine lange Tradition. 1978 gab es in der Volksrepublik nur 349 Ausstellungshäuser. Erst in den letzten Jahrzehnten, nachdem sich das Land immer mehr geöffnet hatte, begann der Museumsbau zu boomen. Mittlerweile eröffnet fast jeden Tag ein neues Museum, und inzwischen zählt das Land bereits 6833 Häuser.

China will 15 Museen von Weltrang

Trotz des Museumsbooms ist die Anzahl im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. Während die USA über rund 35'000 Häuser verfügen, zählt selbst die kleine Schweiz 1000 Stück. «Wir brauchen noch mehr Museen», fordert Liu Jian, Vorstandsvorsitzender des Astronomie-Museums. «Die Geschichte eines so bedeutenden Landes wie des unsrigen muss durch Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.»

Der Museumsboom wird von ganz oben gefördert. Dabei geht es nicht nur um die schiere Anzahl, die neuen Museen sollen auch internationale Bekanntheit erlangen. Laut einem Regierungsplan soll China bis 2035 offiziell 15 Museen mit Weltklasse-Ruhm haben.

Museen als Plattform staatlicher Selbstdarstellung

Viele der neu erbauten Museen sind deshalb Museen der Superlative und bestechen wie das Astronomie-Museum durch ihre Architektur. So erinnert das Dach des 2022 eröffneten Geschichtsmuseum in Luoyang an einen Bambuswald und das letztes Jahr eröffnete Science-Fiction-Museum in Chengdu ähnelt einer Raumstation.

Modernes architektonisches Innenraumdesign mit skulpturalen Strukturen.
Legende: Macht seinem Namen alle Ehre: In dem von Zaha Hadid Architects entworfenen Science-Fiction-Museum fühlt man sich wie in einer Raumstation. Arch-Exist

Bei der Museumsoffensive geht es aber um mehr als reine Wissensvermittlung. Museen sind für Peking auch eine Plattform für die staatliche Selbstdarstellung. Sie sind Statussymbole und Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Man will nach innen und aussen zeigen, dass man nicht nur wirtschaftlich und politisch eine Grossmacht ist, sondern auch kulturell.

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SRF 1, Tagesschau, 09.10.24, 19:30 Uhr.

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