Donald Duck ist die am meisten gedruckte Figur in der Comicgeschichte – abgesehen von Superhelden wie Spiderman. Und das, obwohl (oder gerade weil) er oft kläglich scheitert. Zum 90. Geburtstag von Donald bringt der Taschen Verlag einen grossen Bildband heraus, mit jeder Menge Skizzen, Comiczeichnungen und Fotos.
Sympathischer Pechvogel
Herausgeber Daniel Kothenschulte glaubt: Gerade Donalds Missgeschicke machen ihn so beliebt. «Donald hat so viel Pech, dass all seine Heldentaten nicht schrecklich glamourös und übertrieben scheinen. Das ist etwas, das ihn von anderen Cartoon-Stars unterscheidet.»
Acht Jahre lang haben Kothenschulte und die beiden US-amerikanischen Disney-Experten David Gerstein und J.B. Kaufman für ihr Buch recherchiert.
Gemeinsam sichteten sie in den Disney-Archiven tausende von Skizzen und Storyboards. In ihrem Bildband präsentieren sie viele bislang unveröffentlichte Donald-Entwürfe – das Buch ist ein wahrer Schatz für eingefleischte Fans.
Dass Donald überhaupt das Licht der Welt erblickte, war Zufall: Anfang der 1930er-Jahre entdeckte Walt Disney den Performer Clarence Nash. Dessen Spezialität: Tierstimmen nachmachen. Als Nash eine Ziege imitierte, klang das für Disney eher nach einer Ente – so entstand die Idee für Donald. Clarence Nash vertonte Donald jahrzehntelang, mit seiner typisch schnatternden Stimme.
Strategisch zum Star aufgebaut
1934, bei seinem ersten Auftritt, ist Donald noch eine Nebenfigur in einem Kurzfilm. Doch schon bald macht er Karriere: Ab 1935 erscheint er in den täglichen Zeitungs-Comicstrips von Disney, im selben Jahr kommt ein erstes Donald-Bilderbuch heraus. In den 1940er-Jahren avanciert er zur Hauptfigur in abendfüllenden Zeichentrickfilmen.
Walt Disney habe Donald strategisch zum Star aufgebaut, ist Comicexperte Daniel Kothenschulte überzeugt: «Walt Disney wollte eigentlich Filme mit Schauspielern machen, er wollte ein Studio-Boss sein. Donald war sein Clark Gable.»
Propaganda mit Donald
Doch anders als Clark Gable ist Donald Duck nie ein makelloser Filmstar zum Anhimmeln. Dafür eignet er sich mit seinem cholerischen Temperament perfekt als Identifikationsfigur: Donald, der Durchschnittsbürger.
Dieses Image lässt sich auch für politische Zwecke nutzen: Tatsächlich produziert Disney im Zweiten Weltkrieg eine Reihe von Propaganda-Kurzfilmen mit Donald.
Besonders erfolgreich ist «Der Fuehrer's Face» von 1943. Darin träumt Donald, er sei in Deutschland und müsse in einer Rüstungsfabrik im Akkord Bomben bauen. Natürlich verhält sich Donald selbst in seinem Nazideutschland-Albtraum nie obrigkeitshörig, sondern genauso frech und subversiv wie immer.
«Ich bin vielleicht eine Ente ...»
Der Bildband beleuchtet auch solche weniger bekannte Seiten von Donald und bietet nebst spannenden Texten mit Hintergrundinfos jede Menge Bildmaterial zum tollpatschigen Pechvogel.
Was den besonderen Charme von Donald Duck ausmacht, hat übrigens niemand so schön auf den Punkt gebracht wie Donald selbst. In einem Film von 1941 sagt er: «Ich bin vielleicht eine Ente, aber ich bin auch nur ein Mensch.»