Das Wichtigste in Kürze
- Die junge Westschweizer Künstlerin Claudia Comte arbeitet vor allem mit Holz und graphischen Mustern.
- Die erste Übersichtsausstellung in Luzern zeigt ihre Werke in zehn Räumen.
- Claudia Comte lässt sich durch die Konkrete Kunst ebenso inspirieren wie durch Comics.
Flimmernde Quadrate
Die streng geometrischen Raster an den Wänden – schwarze Quadrate, die stets exakt den gleichen Abstand zum nächsten Quadrat oberhalb, unterhalb oder nebendran haben – erzeugen bei längerem Hinschauen ein Flimmern vor der Augen. Und einen Retro-Effekt. Ist das nicht fast wie bei Bridget Riley oder Victor Vasarely?
Ja, aber eben nur fast. Claudia Comte liebt die Formensprache der Nachkriegs-Moderne und macht fleissig Anleihen bei Op-Art, Pop-Art und Konkreter Kunst. Doch bleibt sie dabei nicht stehen.
Modernismus als Fundus
Sie bedient sich nicht einfach aus dem grossen Fundus der neueren Kunstgeschichte, sie bringt die Zitate in einen neuen Zusammenhang. Sie bleibt nicht bei Hommagen stehen, sondern betreibt eine Weiterentwicklung des Modernismus mit Schwung und Humor.
2014 wurde sie dafür bei den Swiss Art Awards ausgezeichnet. Jetzt widmet das Kunstmuseum Luzern der in Lausanne geborenen Künstlerin eine erste Übersichtsschau.
Linien zum Schwingen bringen
«10 Rooms, 40 Walls, 1059 m²» heisst die Ausstellung im Kunstmuseum Luzern knapp. 10 Räume, 40 Wände, 1059 Quadratmeter. Was Claudia Comte daraus macht, ist alles andere als nüchtern.
Gleich im ersten Saal bedecken eher wilde als akkurate Zickzack-Muster die Wände und übergrosse holzgeschnitzte Schaukeln hängen von der Decke herab.
Besucherinnen und Besucher sind ausdrücklich aufgefordert, die Schaukeln zu benutzen und die Zickzack-Linien in Schwingung zu bringen.
Comics treffen auf strenge Raster
Das ist ein Grundschema in der Ausstellung: Claudia Comte bringt den Modernismus augenzwinkernd in Bewegung. Und das in einer aufwendig durchchoreographierten Schau.
Die Wände der Räume sind meist mit Schwarz-Weiss-Mustern bemalt – oft sind es strenge Raster, manchmal tummeln sich aber auch comicartige Würste, Bananen oder Käsestücke auf den Wänden.
Dazu gibt es auf die Wandmalereien abgestimmte Leinwände: runde, schmale, tortenstückförmige, schwarz oder weiss oder in allen Farben des Farbspektrums bemalt.
Ein Kakteenwald aus Jurabäumen
Und dann natürlich die Skulpturen: Die 33-Jährige schneidet ihre Holzskulpturen eigenhändig mit der Kettensäge.
Aus ganzen Baumstämmen entstehen übermannshohe Kakteen, die an Comics von Donald Duck bis Lucky Luke erinnern. Aber auch an Skulpturen von Constantin Brancusi. Einen ganzen Wald solcher Kakteen hat Claudia Comte geschaffen, aus Bäumen am Waadtländer Jurafuss.
Kleinere Skulpturen aus Marmor oder Kunststoff ahmen noch deutlicher den Formwillen von Künstlern wie Constantin Brancusi oder Henry Moore nach.
Claudia Comte setzt sie auf handgefertigte Sockel, in die sie mit der Kettensäge rohe Streifenmuster schneidet und begegnet allzu nostalgischen Gefühlen so mit einem kecken Schuss Ironie.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 03.03.2017, 17:22 Uhr