Es ist das Gemälde «Romeo und Julia» des spanischen Künstlers Salvador Dalí, das einst in einer Küche hing. Oder ein Ölgemälde des italienischen Meisters Giorgio De Chirico, das in einem Flur aufgehängt war. Beide Werke wurden bei einer Polizeiaktionen gegen die organisierte Kriminalität beschlagnahmt.
Über 80 solcher konfiszierter Gemälde, Grafiken und Skulpturen von renommierten Künstlern werden derzeit im Palazzo Reale in Mailand gezeigt. Die Ausstellung mit dem Titel «SalvArti» ist ein Wortspiel aus «Arti» für «Künste» und «salvare» für «retten».
«Auch Mafiosi können Kunst lieben»
Die Ausstellung ist eine Zeitreise durch die jüngere Kunstgeschichte – von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die 2010er-Jahre. Die Provenienz der Kunstwerke ist zugleich auch das Faszinosum dieser Ausstellung, wie eine Besucherin erzählt: «Das Feingefühl für die Kunst ist bei allen Menschen vorhanden, unabhängig von Beruf oder dem, was sie machen. So können auch Mafiosi Kunst lieben.»
Kunst in den Händen der organisierten Kriminalität ist alles andere als selten. Denn häufig dient sie dazu, Schwarzgeld zu waschen. Der 2023 verstorbene Mafia-Boss Matteo Messina Denaro schrieb einst, mit Kunsthandel habe er seine Familie ernährt.
Drei Millionen beschlagnahmte Kunstwerke
Im Keller der Spezialeinheit der Carabinieri für Kulturgüter in Rom werden unzählige konfiszierte Kunstwerke aufbewahrt. Drei Millionen solcher beschlagnahmten Arbeiten sind in den letzten 50 Jahren zusammengekommen, sagt der Einsatzleiter, Oberst Paolo Befera: «Wenn diese Werke das Ergebnis von Geldwäsche und kriminellen Reinvestitionen sind, werden sie beschlagnahmt. Sie an den Ort zurückzubringen, an den sie eigentlich gehören, bedeutet, ein Stück Geschichte zurückzugeben.»
Kunsthandel in der organisierten Kriminalität sei aus logistischer Sicht attraktiv für die Mafiosi: «Um grosse Drogenladungen zu transportieren, braucht man ganze Lastwagen. Für den Transport von Gemälden, die 30’000, 40’000 oder 50’000 Euro wert sind, reicht eine kleine Schachtel», so Befera.
Kunst gegen Mafia
Ende Januar zieht die Ausstellung von Mailand weiter nach Reggio Calabria – in eine Hochburg der ’Ndrangheta, der kalabrischen Mafia. Dort sind die beschlagnahmten Kunstwerke ab dem 8. Februar bis zum 27. April 2025 zu sehen, bevor sie anschliessend auf verschiedene Museen in ganz Italien verteilt werden, als Zeichen gegen die organisierte Kriminalität im Land.