- Jack Kirby gilt als Vater des Superhelden-Comics und feierte zusammen mit Stan Lee beim Marvel-Verlag grosse Erfolge.
- Das Erfolgsrezept des Duos: Helden, die übermenschliche Kräfte und menschliche Schwächen haben, in einer spannungsgeladenen Bildsprache gezeichnet.
- Als der Amerikaner 1994 stirbt, hinterlässt er tausende Comic-Seiten.
Seinen Durchbruch erlebt Jack Kirby 1941 – da ist er erst 24 Jahre alt, aber bereits seit sechs Jahren professioneller Comic-Zeichner. Mit dem Texter Joe Simon ruft er Captain America ins Leben: Ein muskulöser Superpatriot, der sich zum Schutz des «American Way of Life» den Nazis entgegenwirft.
Neben Superman, Batman und Wonder Woman wird Captain America zum erfolgreichsten und langlebigsten Helden des «Golden Age of Superhero Comics».
Lovestories für Teenager
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlieren Superpatrioten und -helden ihre Daseinsberechtigung. Sie verschwinden in der Versenkung.
Jack Kirby passt sich an: Er zeichnet nicht nur zahlreiche Western- und Kriegscomics, sondern begründet auch den «Romance Comic» – romantische Lovestories für Teenager.
Das silberne Zeitalter bricht an
1961 kehrt Kirby zu den Superhelden zurück. Und wie! Mit Stan Lee, dem Autor und Redaktor des Marvel-Verlags, lanciert er die Renaissance der Superhelden, ihr «Silbernes Zeitalter».
Stan Lee und Jack Kirby erschaffen Dutzende Helden und Bösewichte: The Fantastic Four, The X-Men, Hulk, The Silver Surfer, The Mighty Thor und Doctor Doom gehören dazu.
Auch Helden sind verwundbar
Bei diesen Figuren setzt das legendäre Duo stets auf zwei Erfolgsrezepte. Zum einen haben ihre Helden zwar übermenschliche Kräfte, aber menschliche Schwächen. Ihre Superhelden sind zugleich auch Antihelden, einsam und unverstanden. Damit können sich pubertierende Amerikaner in den 1960er-Jahren bestens identifizieren.
Zum anderen verknüpfen Lee und Kirby die Abenteuer ihrer Helden geschickt miteinander. Damit bauen sie nicht nur einen komplexen Comic-Kosmos, sondern locken auch mehr Käufer an.
Kraftvoll, dynamisch, explosiv
Mit ihren mehrheitlich weissen und männlichen Superhelden erschaffen Lee und Kirby eine populäre Mythologie für das 20. Jahrhundert. Diese beeinflusst Comics, Pop-Kultur und Gesellschaft in hohem Mass.
Der Erfolg dieser Comics hat viel mit Kirbys Bildsprache zu tun: Seine Illustrationen sind kraftvoll, dynamisch, explosiv und zeigen eine sexuelle Spannung. Das Seitenlayout ist aufgebrochen, die Handlung drängt von einem Panel ins nächste, oft schwappt sie über den Seitenrand hinaus.
Muskeln, die kein Mediziner kennt
Die Körper der Helden haben Muskeln, die kein Mediziner kennt. Sie vollführen Bewegungen, die allen anatomischen Gesetzen spotten. Und selbst wenn sie sich nicht bewegen, strahlen Kirbys Figuren eine Spannung aus, die aktuelle Filmadaptionen statisch erscheinen lässt.
Trotz des immensen Erfolgs trennt sich Jack Kirby 1970 im Streit von Stan Lee und dem Marvel-Verlag. Während ein paar Jahren arbeitet er danach für Marvels Rivalen DC. Mit seiner «Fourth World»-Saga kann er aber nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen.
Auch seine spätere Rückkehr zu Marvel überzeugt nicht. In den 1980er-Jahren verschlägt es ihn in die Filmindustrie, wo er Charaktere für Zeichentrickserien entwickelt.
Übrig bleiben 25’000 Comic-Seiten
Als Jack Kirby 1994 stirbt, hinterlässt er ein Vermächtnis von rund 25’000 Comic-Seiten. Und einen Kosmos, an dem sich die amerikanischen Comic-Zeichner bis heute abarbeiten.
Mittlerweile erleben seine berühmtesten Schöpfungen als Leinwandhelden neue Höhen – Hollywood sei Dank! Sie erreichen ein Publikum, das noch grösser und breiter ist als die frühere Comic-Leserschaft.
Sendung: SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 28.8.2018, 8.20 Uhr