Heute morgen haben sich Ann Demeester und Philipp Hildebrand zwischen Kaffee und Pain au Chocolat im Rahmen eines Medienfrühstücks am Zürcher Kunsthaus vorgestellt. Die designierte Museumsdirektorin und der designierte Präsident des Trägervereins, der Zürcher Kunstgesellschaft, haben dabei klare Prioritäten gesetzt.
Bührle im Mittelpunkt
Sowohl Demeester als auch Hildebrand machten klar, dass der Umgang mit dem Fall Bührle entscheidend für das Kunsthaus Zürich ist. Das kann als Kehrtwende zur bisherigen Strategie des Zürcher Museums betrachtet werden.
Philipp Hildebrand sprach von «Risikomanagment» und erläuterte, es bestehe die Gefahr, dass der Fall Bührle «die ganze Organisation unterminiert». Es geht es also darum, Massnahmen zu treffen, damit der Fall Bührle das Kunsthaus nicht weiter beschädigt. Ann Demeester sprach von einem «Symbol»: Der Umgang mit dem Fall stehe sinnbildlich für das ganze Kunsthaus.
Klare Worte, keine Lösung
Dass das Kunsthaus Zürich öffentlich von einem Problem spricht, ist tatsächlich neu. Wenig konkret sind aber bisher die Lösungen für das nun auch als solches bezeichnete Problem. Wie es weitergeht, ist nach wie vor unklar.
Die Leihgaben aus der Kunstsammlung des Waffenfabrikanten Emil Bührle sollen ein weiteres Mal auf ihre Provenienz hin untersucht werden. Es geht dabei um Antworten auf schwierige Fragen: Sind darunter Werke die als NS-verfolgungsbedingte Verluste zu gelten haben und für die darum nach den Washingtoner Prinzipien «faire und gerechte Lösungen» zu finden sind?
Ungeklärte Rahmenbedingungen
Offen sind dabei alle wichtigen Eckpunkte: Weder ist klar, wer diese Untersuchungen führt, noch wann die Arbeit beginnt. Offen bleibt auch, ob es in Ordnung ist, wenn die Bührle-Stiftung als Besitzerin der Bilder trotz Interessenskonflikt darüber entscheidet, wie mit den Forschungsresultaten umgegangen wird, beziehungsweise, ob Werke zurückgegeben werden oder eben nicht. Conrad Ulrich, der amtierende Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, kündigte bis im Sommer weitere Antworten an.
Problembewusstsein
Auch wenn Lösungswege noch fehlen, spürbar wurde während des Medienfrühstücks das Problembewusstsein der neuen Leitung. Ann Demeester machte zwar keine grosse Gesten oder Ankündigungen. Auch Details zur inhaltlichen Planung zukünftiger Ausstellungen liess sie sich noch nicht entlocken. Aber sie verschleierte nichts und benannte Schwierigkeiten.
Etwa die anstehende Provenienzforschung der gesamten Kunsthaus-Sammlung, wobei sich derzeit ein einziger festangestellter Mitarbeiter darum kümmert. Den Rückschluss, dass das ein bisschen wenig ist bei der grossen Sammlung, überliess die neue Direktorin ihrem Publikum. Konkrete Schritte sind auch in diesem Bereich noch nicht angekündigt, aber Ann Demeester sendet das Signal: Problem erkannt.