Die international bekannte Schweizer Künstlerin Miriam Cahn will ihre Werke nicht länger im Kunsthaus Zürich ausstellen und kauft sie deshalb zurück. Auslöser dafür ist die hitzige Diskussion um die Bührle-Sammlung.
«Jetzt reicht es mir! Ich bin Jüdin, deshalb will ich meine Arbeiten aus dem Kunsthaus abziehen», begründet Miriam Cahn gegenüber SRF ihren Schritt. Sie wolle nicht mehr länger in diesem «Bührle-Kunsthaus-Konglomerat» vertreten sein.
Die Medienkonferenz gab den Ausschlag
Endgültig genug hatte Cahn vergangene Woche, nach der Medienkonferenz von Kunsthaus und Stiftung E. G. Bührle. Dabei beharrten Kunsthaus und Stiftung auf ihren Positionen und wiesen Kritik am Dokumentationsraum und an der Provenienzforschung zurück.
Sie als Jüdin wolle nicht mehr länger im Zürcher Kunsthaus vertreten sein und ziehe sämtliche Arbeiten ab, kündigte sie daraufhin in einem Schreiben an das jüdische Wochenmagazin «Tachles» an. Sie werde die Bilder zum Originalpreis des Ankaufs zurückkaufen.
Kunst kaufen wasche nicht weiss
Die 72-Jährige wirft den Akteuren Geschichtsblindheit und mangelnde Sensibilität vor. Kunst kaufen wasche nicht weiss. Kunst sammeln mache nicht zu einem besseren Menschen.
Dazu komme die «undurchsichtige Gemengelage» zwischen Kunsthaus, Stadt Zürich, Bührle, Wissenschaftlern und anderen, die zum Leihvertrag geführt hätten.
«Sehr verzerrte Darstellung» historischer Tatsachen
Auch der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) reagierte vergangene Woche empört. An der Medienkonferenz sei «eine teilweise sehr verzerrte Darstellung der historischen Tatsachen präsentiert» worden, schrieb der SIG.
Dies sei eine «wenig konstruktive und unnachgiebige Haltung» und für den SIG «erschreckend».
Klärung folgt?
Das Kunsthaus Zürich reagierte auf eine Forderung von Kanton und Stadt Zürich: Ein unabhängiges Expertengremium soll klären, ob die Stiftung E. G. Bührle ihre Provenienzforschung richtig betrieben und die Ergebnisse korrekt präsentiert hat.
Mit der Integration der privaten Sammlung E. G. Bührle als Dauerleihgabe ans Kunsthaus wurde die Debatte um Raub- oder Fluchtkunst in diesem Herbst neu lanciert. In der Folge wurden die ausgestellten Bührle-Bilder mit QR-Codes ergänzt, die zur Herkunftsforschung führen, welche die Sammlung selber betrieb.
Es besteht der Verdacht, dass die Sammlung auch Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus enthält. Emil Georg Bührle war durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Mann der Schweiz geworden. Bührle lieferte Waffen auf beide Seiten, sowohl an Nazideutschland als auch an die Alliierten.