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Kunstmuseum Bern gibt zwei Werke aus der Gurlitt-Sammlung zurück
Aus Kultur-Aktualität vom 10.12.2021. Bild: Keystone / ALESSANDRO DELLA VALLE
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Verdacht auf Raubkunst Kunstmuseum Bern gibt Dix-Aquarelle aus Gurlitt-Kunstfund zurück

Obwohl eindeutige Beweise für NS-Raubkunst fehlen, findet das Museum eine Lösung mit den Erben.

Als der Kunstfund Gurlitt 2013 bekannt wurde, waren in den aufsehenerregenden Zeitungsberichten als Abbildungen oft die beiden Aquarelle «Dompteuse» und «Dame in der Loge» von Otto Dix zu sehen.

Nach dem vorläufigen Abschluss der Forschungsarbeiten an den rund 1'600 Werken aus der Sammlung Gurlitt gab das Kunstumuseum Bern nun bekannt, was mit diesen beiden Dix-Aquarellen passieren soll. Sie gehörten einst dem jüdischen Rechtsanwalt und Kunstsammler Ismar Littmann in Breslau. Höchstwahrscheinlich.

Diese Unsicherheit ist brisant. Denn ob diese Werke wirklich Littmann gehörten und ob es sich dabei um NS-verfolgungsbedingte Verluste handelt, lässt sich auch nach viel Forschung nicht beweisen. Trotzdem hat man sich am Kunstmuseum Bern nun für eine Rückgabe entschieden.

Was geschieht mit den Bildern aus der Sammlung Gurlitt?

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Das Kunstmuseum hat in den vergangenen Jahren rund 1'600 Werke untersucht.

  • Bei 28 Werken konnte festgestellt werden, dass es sich nicht um NS-Raubkunst handelt. Diese Bilder bleiben in Bern.
  • 246 Werke wurden nicht untersucht, weil sie von Mitgliedern der Familie Gurlitt selbst stammen. Diese Werke bleiben ebenfalls in Bern.
  • Bei 1'091 Werken konnte die Provenienz zwischen 1933 und 1945 nicht abschliessend geklärt werden. Bei diesen Werken liegen keine Hinweise auf NS-Raubkunst oder auffällige Begleitumstände vor. Die Werke bleiben ebenfalls im Besitz des Kunstmuseums Bern.
  • Bei 29 Werken konnte die Provenienz ebenfalls nicht abschliessend geklärt werden, es bestehen aber Hinweise auf NS-Raubkunst oder auffällige Begleitumstände. Dazu gehören die beiden Werke von Otto Dix, die nun zurückgegeben werden. 5 weitere Werke werden an Deutschland restituiert. Die restlichen 22 Werke werden in Bern weiter erforscht.
  • Bei 9 Werken wurde festgestellt, dass es sich um NS-Raubkunst handelt. Sie wurden bereits von Deutschland restituiert.
  • Ca. 270 Werke wurden nicht erforscht, weil es sich um Massenware handelt.

Forschung kommt nicht weiter

«Beweisen ist in diesem Fall nicht alles», erklärt Rechtsanwalt Marcel Brülhart, der das Kunstmuseum Bern durch das Dossier Gurlitt begleitet. Die Werke trotz der Zweifel an ihrer Herkunft einfach zu behalten, sei auch keine Lösung.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Wissenslücken sei zentral für die Rückgabe, so das Kunstmuseum Bern in seiner Begründung. Denn nach langer Zeit eindeutige Beweise für oder gegen NS-Raubkunst zu finden, sei oft unmöglich.

Ein älterer Herr steht vor mehreren Gemälden
Legende: Im Gurlitt-Kunstfund befanden sich noch weitere Werke von Otto Dix. 2018 waren sie im Rahmen der Ausstellung «Bestandesaufnahme Gurlitt» im Kunstmuseum Bern zu sehen. Keystone

Gegenpol zu Zürich und der Bührle-Sammlung

Mit der Rückgabe folgt das Kunstmuseum Bern einem Kurs, den das Kunstmuseum Basel als Pionier vorgemacht hat. 2020 einigte man sich dort mit den Erben des jüdischen Sammlers Curt Glaser auf eine gerechte Lösung. Dabei konnte auch in diesem Fall nicht bewiesen werden, dass die betroffenen Werke als NS-verfolgungsbedingte Verluste zu gelten haben.

Die Kunstmuseen in Basel und Bern gehen deutlich weiter als die anderen Schweizer Museen. Damit bilden sie einen Gegenpol zu der Haltung, die das Kunsthaus Zürich und die Stiftung Sammlung Bührle in den derzeitigen Kontroversen vertreten.

Weitreichende Konsequenzen

Der Entscheid am Kunstmuseum Bern betrifft aber nicht nur die Gurlitt-Werke, sondern auch die eigene Sammlung. «Wir werden mit derselben Haltung an die Fälle herangehen, die sich aus der Forschung zu unserer Sammlung ergeben», bestätigt Direktorin Nina Zimmer.

Derzeit würden drei Bilder von Ernst Ludwig Kirchner, Henri Matisse und Max Slevogt intensiv beforscht, weil deren Provenienzen Hinweise auf einen NS-verfolgungsbedingten Entzug enthielten. Beweise konnte die Forschung bisher nicht erbringen.

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Das Kunstmuesum Bern und die Sammlung Gurlitt
Aus Tagesschau vom 03.01.2020.
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Opfer der NS-Verfolgung

Littmanns Kunstsammlung, zu der die beiden restituierten Dix-Bilder vermutlich gehörten, bestand aus rund 6000 Werken. Der Schwerpunkt lag auf dem deutschen Expressionismus mit Arbeiten von Lovis Corinth, Käthe Kollwitz oder Otto Müller.

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Das Kunsthaus in Bern gibt zwei Werke aus Gurlit-Sammlung zurück
Aus Tagesschau vom 10.12.2021.
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Unter dem NS-Regime erhielt der Rechtsanwalt 1933 Berufsverbot, verlor seine Existenzgrundlage und musste Teile der Sammlung verkaufen oder verpfänden. 1934 beging Littmann Selbstmord.

Seine grosse Sammlung wurde in alle Winde zerstreut. Bisher wurden acht Werke restituiert. Mit den Rückgaben aus Bern sind es nun zehn.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 10.12.2021, 12:03

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