Ist das Kunst oder kann das weg? Nirgendwo wird diese Frage so oft gestellt wie bei Graffitis auf Hausfassaden und Wänden. Dabei sind an vielen Wänden sehr kunstvolle Graffitis zu sehen. Die kunstvollsten und aufwändigsten Werke befinden sich wohl dort, wo sich die Sprayer genügend Zeit für ihr Werk nehmen können.
Am besten funktioniert dies an Orten, wo sie legal sprayen dürfen. Viele Städte stellen seit einigen Jahren legale Wände für Graffitis zu Verfügung. Die jüngste Wand steht wohl in St. Gallen, die «Wall of Fame».
An dieser Wand können seit Ende Juni Sprayer ihre Leidenschaft ausleben. Schon am zweiten Tag nach der feierlichen Eröffnung der «Wall of Fame» war die ganze, 40 Meter lange Wand bemalt mit futuristischen Rehen und Bären, einer riesigen Schlange und verschiedenen 3D-Grafiken.
«Hier ist nichts für die Ewigkeit.»
Kein Werk wird hier allzu lange sichtbar sein, dies sei aber kein Problem, sagt Lionel, einer der Künstler. Es gehöre dazu, dass die nächsten kommen und die Bilder mit ihren Ideen übersprayen. Und sein Kollege, er nennt sich Iiwandfrei, fügt hinzu: «Hier ist nichts für die Ewigkeit. Es geht um das Tun, nicht nur um das Ergebnis».
Ob er seine Graffitis als Kunst bezeichne? Darauf meint Iiwandfrei bescheiden: «Das müssen die Betrachter bestimmen».
Die legale Wand für Sprayer hat Daniela Epple vom «Offenen Jugendarbeit Zentrum» der Stadt Gallen vorangetrieben. Als Projektleiterin ist sie davon überzeugt, dass die Graffitis Kunst sind.
Raus aus der illegalität
Das Ziel der Wand sei es, die Sprayer-Szene aus der Illegalität zu holen und vom schlechten Image zu befreien.
Die Stadt stellt die Wand vorerst versuchsweise bis Ende September zur Verfügung. Sollte sie rege genutzt werden und sich der Standort auf dem Kreuzbleiche-Areal bewähren, dann könnte die «Wall of Fame» auch definitiv stehen bleiben. Darüber entscheiden will die Stadt nach der Versuchsphase Ende September.