Zum Inhalt springen
Audio
Noëmi Gradwohl über «Die Rache der schwarzen Katze»
Aus Kultur-Aktualität vom 03.04.2019. Bild: 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 56 Sekunden.

Die Rache der schwarzen Katze Ein sagenhaftes Kinderbuch – auch für Erwachsene

Farbenfrohe neue Einblicke: Die Schweizer Sagenwelt steht im Fokus des neuen Buches «Die Rache der schwarzen Katze».

Habgier ist noch kaum jemandem gut bekommen. Auch nicht dem durchtriebenen Bauern, der den Schatz der Burg Ruchenberg zwischen Trimmis und Chur holen will.

In einer sternklaren Nacht sieht er, wie mysteriöse Ritter kegeln – mit einer Kugel aus gleissendem Gold. Alles will er haben. Doch als er die Kugel packt, und sie auf die Kegel zudonnern lässt, kracht es gewaltig – und weg ist Glanz und Gold.

Eine Zeichnung der Basler Spalenvorstadt.
Legende: Das Basler Spalentor gibt es tatsächlich – auf dieser Zeichnung allerdings treibt das Spalentier auch sein Unwesen. 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz

Das ist eine der Sagen aus 19 Kantonen, die Autorin Katja Alves für «Die Rache der schwarzen Katze und andere Sagen aus der Schweiz» neu erzählt.

Illustriert hat den Text der Ruchenberg-Sage Pia Valär. Die Zusammenarbeit der beiden nahm ihren Ursprung an der Kinderbuchmesse in Bologna: «Vor drei Jahren habe ich mich ein bisschen an der Kinderbuchmesse umgesehen. Dabei habe ich auch Katja Alves besser kennenlernen können», erzählt Pia Valär. «Das war der Startschuss für meine Teilnahme an diesem Projekt.»

Geduld ist gefragt

Der Austausch zwischen Verlagen und Illustratoren aus aller Welt ist eines der Ziele der Fachmesse. Manchmal entstehen Kontakte, manchmal bereits konkrete Projekte.

Audio
Der Schweizer Auftritt an der Kinderbuchmesse in Bologna
aus Kultur-Aktualität vom 01.04.2019. Bild: 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 56 Sekunden.

Immer jedoch braucht es für Illustratoren einen langen Atem – und Geduld. Erst im letzten Jahr sei Pia Valär konkret fürs Sagenbuch angefragt worden. Nun hat sie gleich zwei der Sagen illustriert. Beide stammen aus ihrem Heimatkanton, dem Graubünden.

Zu jeder Geschichte mussten zwei Bilder geschaffen werden – ein ganzseitiges und ein freistehendes, eine sogenannte Vignette. Für Piä Valär war das Kegelspiel zwischen den Rittern ein Schlüsselmoment: «Ich wollte die Wucht dieses Goldballs illustrieren, der in die Kegel reinschlägt.»

Das ist ihr bestens geglückt: Man meint, die Kugel förmlich in die Kegel donnern zu hören. Diese schnellen weg, genau in Richtung der Bildbetrachterin – und an ihr vorbei.

Pitschi steht Pate

Bei Pia Valärs zweiter Sage begegnen sich der Teufel und ein Geissbock. Hämisch hockt dieser auf einem Felsvorsprung, während eine Ziegenherde samt Hirtenjunge einen steilen Weg hinunterkommt.

Eine Zeichnung von einem Teufel und einem Ziegenbock.
Legende: Inspiriert von Pitschi: Die Zeichnung zur Bündner Sage über den Teufel und den Geissbock. 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz

Doch von den realen Bergen ihrer Heimat hat sich die Bündnerin nicht inspirieren lassen. Vielmehr von «Pitschi», dem Bilderbuchklassiker mit der Katze von Hans Fischer.

«Ich kennen dieses Buch aus der Kindheit», sagt die Engadinerin. «Wenn ich Sachen aus dem Kanton illustrieren muss, spielen Dinge aus der Kindheit eine Rolle.»

Buchhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Katja Alves: «Die Rache der schwarzen Katze und andere Sagen aus der Schweiz», NordSüd Verlag, 2018.

Neue Sicht auf die Schweiz

Andere Illustratorinnen und Illustratoren des Sagenbuchs haben sich mehr an die reale Umgebung gehalten. So saust das Spalentier tatsächlich ums Basler Spalentor. Wieder andere entwarfen eine formalisierte Landschaft, wie jenes Tal im Tessin, in dem Glühwürmchen einst taghell geleuchtet haben sollen.

Letztlich ist genau das die Stärke des Buches: Das unterschiedliche Zusammenspiel der wenigen Bilder mit den kurz erzählten Sagen aus allen Landesteilen. Sie alle ermöglichen eine ungewohnte, eine äusserst farbenfrohe neue Sicht auf die Schweiz. Und das nicht nur für Kinder.

Meistgelesene Artikel