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Roman über Love Scams «Freudig überrascht» – Martina Hefter gewinnt Deutschen Buchpreis

«Hey guten Morgen, wie geht es dir?» wird zum besten deutschsprachigen Roman 2024 gekürt. Und wie geht's der Autorin?

  • Der Deutsche Buchpreis 2024 geht an die Deutsche Martina Hefter für ihren Roman «Hey guten Morgen, wie geht es dir?».
  • Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main am Montagabend bekannt.
  • Der Preis ist mit 25'000 Euro dotiert.

Es handle sich um ein klug choreografiertes Buch, das «eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt», heisst es in der Begründung der Jury. Der Roman verbinde «auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung.»

«Grosses Stichwort» – Martina Hefter im Gespräch

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Über Martina Hefter geht gerade ein Preisregen nieder. Erst kürzlich bekam die 59-Jährige den mit 50'000 Euro dotierten Grossen Preis des Deutschen Literaturfonds. 25’000 Euro gibt es jetzt für den Deutschen Buchpreis. Und das alles für den Roman «Hey guten Morgen, wie geht's dir?». Dabei galt Martina Hefter eher nicht als Favoritin.

SRF: Wie gross ist die Überraschung, dass Sie gewonnen haben?

Martina Hefter: Ich denke immer, ich werde nicht gewinnen... Deswegen war ich schon überrascht, freudig überrascht.

Was bedeutet es Ihnen denn, dass Sie den Deutschen Buchpreis gewonnen haben?

Das ist schon eine Anerkennung meiner Arbeit. Ein Vertrauen auch der Jury, dass ich viele Leserinnen erreichen kann. Es bedeutet mir aber auch eine Anerkennung der Literatur im Allgemeinen. Ich habe in den letzten Wochen wieder gemerkt, dass es so viel Wertschätzung und Interesse für Bücher überhaupt gibt.

Sie widmen den Preis den Leserinnen und Lesern. Warum?

Die Leserinnen und Leser haben mir schon so viel Vertrauen geschenkt – aber auch den anderen Büchern, die auf der Shortlist waren. Ich glaube, dieser Preis ist auch eine Ehrung für sie.

In «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» gibt es so Widerspruchspaare. Tag und Nacht. Es wird ein kranker Mann gepflegt. Gleichzeitig ist die Hauptfigur damit beschäftigt, mit einem Liebesschwindler aus Nigeria zu chatten, der dann aber durchschaut wird. Was interessiert Sie an der Verbindung dieser zwei Themen?

Zum Einen die merkwürdige Abstufung von Privilegien. Juno im Roman ist eine europäische weisse Frau und als solche privilegierter als der Nigerianer Benu, mit dem sie über Monate hinweg ein längeres Gespräch führt.

Gleichzeitig ist sie innerhalb des Bereichs, in dem sie sich bewegt, oder innerhalb des Landes, vielleicht nicht mehr ganz so privilegiert – genau wie ihr Mann Jupiter, der schwerbehindert ist.

Da ist also eine Welt, in der man vielleicht nicht ganz die Person sein muss oder darf, die man im Alltag ist. Das sind die beiden Gegengewichte, die sich gegenseitig auch bedingen.

Geht es generell um diese Sehnsucht, um dieses Spiel mit Identität und mit Rollen?

Das ist für mich ein grosses Stichwort. Das interessiert mich auch, weil ich auch als Performancekünstlerin arbeite.

Wenn wir in der Performance auf der Bühne stehen, dann sind wir keine Schauspielerinnen. Wir sind aber auch nicht als wir selbst auf der Bühne.

Genau das hat mich schon immer sehr interessiert, auch im Schreiben. Wer bin ich überhaupt im Schreiben? Schlüpfe ich als Autorin auch in eine Rolle?

Wird das Schreiben jetzt stärker werden nach diesem Preis im Vergleich zu den anderen Sachen – Performance, Kunst und Tanz?

Erst mal habe ich jetzt Ende November eine Premiere im Schauspiel Leipzig. Ich sitze aber auch schon wieder an einem neuen Romanprojekt. Das würde ich auch ohne diesen Preis tun. Aber er bestärkt mich natürlich noch einmal.

Die 59-jährige Hefter lebt in Leipzig. Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Tänzerin und Performance-Künstlerin, wie auch ihre Roman-Protagonistin. In «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» lebt die Mittfünfzigerin Juno in zwei Welten: Tagsüber pflegt sie ihren kranken Mann, nachts taucht sie ab ins Internet. 

Wer betrügt hier wen?

Sie chattet mit Love-Scammern, jenen Internetbetrügern also , die mittels Fake-Profilen Kontakt zu Liebessuchenden aufnehmen, um sie anschliessend finanziell auszubeuten. Juno lässt sich auf Love-Scammer aus Nigeria ein, doch versteckt ihre wahre Identität und man fragt sich irgendwann, wer hier wen betrügt. Und dann entstehen doch Momente wahrer Nähe.

Buchhinweis

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Martina Hefter: «Hey guten Morgen, wie geht es dir?», Klett-Cotta 2024.

Im Roman geht auch um das Altern, um Kolonialismus, um Sehnsüchte, Freundschaft und Liebe. Von diesen grossen Themen erzählt Hefter lakonisch und zart.

Stapel aus sechs Büchern auf einem Tisch.
Legende: Neben Martina Hefter standen in der Endrunde noch Maren Kames («Hasenprosa»), Clemens Meyer («Die Projektoren»), Ronya Othmann («Vierundsiebzig»), Markus Thielemann («Von Norden rollt ein Donner») und Iris Wolff («Lichtungen»). Christof Jakob

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wurde zum 20. Mal verliehen. Die siebenköpfige Jury hat dafür insgesamt 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. 

Über den Deutschen Buchpreis

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  • Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen.
  • Dieses Jahr wurde er zum 20. Mal verliehen. 
  • Der Preis ist mit insgesamt 37'500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25'000 Euro, die übrigen Autoren oder Autorinnen auf der Shortlist jeweils 2500 Euro.
  • Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
  • Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 197 Romane von 106 Verlagen gesichtet, die zwischen Oktober 2023 und dem 17. September 2024 erschienen sind. 
  • Im Vorjahr ging der Preis an den Österreicher Tonio Schachinger für den Roman «Echtzeitalter».

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