5. Rebekka Salm: «Wie der Hase läuft» (25 Punkte)
Im Jahr 2022 ist der Oltner Schriftstellerin Rebekka Salm mit ihrem Debütroman «Die Dinge beim Namen» ein Überraschungserfolg gelungen. «Die Schweiz hat eine neue Erzählerin!», lobte der Bestseller-Autor Alex Capus damals überschwänglich.
Jetzt legt Rebekka Salm mit einem zweiten Roman nach: «Wie der Hase läuft». Ein raffiniert gebautes, spannendes Verwirrspiel. Es geht um zwei Familien, deren Geschichten miteinander verwoben sind – oder vielleicht doch nicht?
Mit ihrem zweiten Roman beweist Rebekka Salm, dass sie kein One-Hit-Wonder ist – sondern eine der talentiertesten Schriftstellerinnen der Schweiz.
4. Beatrice Salvioni: «Malnata» (28 Punkte)
In ihrer Heimat Italien war der Debütroman der 29-jährigen Autorin Beatrice Salvioni ein Bestseller. Derzeit wird er sogar verfilmt.
Schauplatz des Romans ist die Stadt Monza in der Lombardei in den 1930-er Jahren. Vor dem Hintergrund des Faschismus erzählt Salvioni in «Malnata» von den religiösen und patriarchalen Zwängen einer scheinheiligen Dorfgemeinschaft sowie vom mutigen Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben. Gemeinsam erfahren die beiden Freundinnen Francesca und Maddalena, wie befreiend Ungehorsam sein kann.
Norditalien 1935, zwei ungleiche Jugendliche in einer patriarchal geprägten, gnadenlosen Gesellschaft: Dieser aussergewöhnliche Roman erzählt von Selbstermächtigung und Freundschaft. Grossartig!
3. Miranda July: «Auf allen vieren» (31 Punkte)
Die Ich-Erzählerin braucht eine Pause. Sie ist Mutter, Ehefrau, Tochter gebrechlicher Eltern sowie Künstlerin und begibt sich allein auf einen Roadtrip von Los Angeles nach New York. Doch die Reise endet schon nach 30 Minuten in einem Vorort von L.A. Dort lernt die 45-Jährige einen jungen Mann kennen und stürzt sich Hals über Kopf in eine Affäre.
Miranda July hat mit «Auf allen vieren» einen intimen, schonungslosen und humorvollen Roman geschrieben. Die Themen: Menopause, Midlife-Crisis, Ehekrise, sexuelles Begehren.
Noch nie sowas gelesen. Im Zentrum steht eine Frau vor dem erwarteten Hormonsturz, die es aus allen Bahnen schleudert. So überbordend grotesk wie intim verletzlich erzählt. Besonders geeignet für Männer in den Wechseljahren.
2. Saša Stanišić: «Möchte die Witwe angesprochen werden …» (35 Punkte)
Saša Stanišić, 1978 in Bosnien geboren, flüchtete mit seinen Eltern 1992 nach Deutschland. Schon zu Schulzeiten wurde sein Schreib-Talent offenbar. 2019 erhielt er dann sogar den Deutschen Buchpreis – für sein Werk «Herkunft». Darin setzt er sich mit seiner Migrationsgeschichte auseinander.
Diese ist nun auch eines der Themen in Stanišićs neuem Erzählband, das den langen Titel trägt: «Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Giesskanne mit dem Ausguss nach vorne». Stanišić zeichnet darin sympathische Anti-Heldinnen und -Helden, die einen Rucksack voller Erinnerungen mit sich schleppen.
Das Leben erzählt keine Geschichten, Saša Stanišić schon. Und er tut dies erfrischend verspielt, mit hintersinnigem Sprachwitz und einer Prise Melancholie.
1. Caroline Wahl: «Windstärke 17» (42 Punkte)
Mit ihrem Debüt «22 Bahnen» ist Caroline Wahl im vergangenen Jahr ein Bestseller gelungen. Nun hat die junge deutsche Autorin ihr zweites Buch vorgelegt – und knüpft damit an den Erfolg des Erstlings an.
«Windstärke 17» handelt von der jungen Frau Ida, deren alkoholkranke Mutter gerade gestorben ist. In ihrer Trauer flüchtet sich Ida auf die Ostseeinsel Rügen. Dort findet sie Menschen, die sie aufpäppeln und: die Liebe. Ein stürmischer, mitreissend erzählter Coming-of-Age-Roman. Ideale Lektüre für die Sommerferien. Von Platz 2 im Juni nun im Juli ganz nach oben geklettert.
Ein fantastisches Buch! Man spürt den Ostseewind beim Lesen im Gesicht.