Zuerst ist da natürlich die Frage nach dem Namen. Die Frage aller Journalistinnen und Journalisten, die die Autorin zum Gespräch treffen: Warum «Toxische Pommes»? Und wie kommt man auf sowas?
In anderen Artikeln heisst es, die Autorin esse gerne Pommes und habe eine toxische Beziehung hinter sich. Vielleicht stimmt es. Vielleicht auch nicht. Im Gespräch bestätigt sie das jedenfalls nicht. «Toxische Pommes» sagt, es sei ihr nichts anderes eingefallen, als sie einen Namen für ihre Instagram-Videos brauchte.
Flucht nach Österreich
«Toxische Pommes» erzählt in ihrem autofiktionalen Text die Geschichte einer jugoslawischen Familie, die vor dem Bürgerkrieg nach Österreich flieht. Nach Wiener Neustadt, weil die Familie glaubt, es handle sich dabei um ein noch schöneres Wien.
Was ist mit all den Ausländerkindern, die nicht so schön sind?
Doch die niederösterreichische Provinzstadt entpuppt sich als Ort mit wenig Verständnis für Migrantenfamilien. Und die putzsüchtige Gastgeberfamilie als schwieriger Ort vor allem für die Tochter. Denn das viele Putzen, Kochen und Kinderhüten nimmt der Tochter die Mutter weg.
Vater-Tochter-Freundschaft
So entsteht eine enge Beziehung zum Vater, die eher einer Freundschaft gleicht als einem klassischen Vater-Tochter-Verhältnis. Das zeigt sich schon daran, dass die Tochter den Vater bald nur noch beim Vornamen nennt. Und er nennt sie einfach nur «Sohn». Auf dem Balkan sei es üblich, die Kinder als «Sohn» anzusprechen, sagt «Toxische Pommes». Ganz egal, welches Geschlecht das Kind hat.
Dass die Tochter von anderen «das schöne Ausländerkind» genannt wird, ist «ein zweischneidiges Kompliment» wie «Toxische Pommes» heute sagt. Denn was ist mit all den Ausländerkindern, die nicht so schön sind? Werden die dann nicht integriert?
«Ausländerkinder können eh kein Deutsch»
Gegen Ende des Romans kühlt sich das Klima zwischen Vater und Tochter spürbar ab. Sie schämt sich für ihn. Er, der auf Grund einer Quotenregelung für Ausländer nie eine Arbeitsgenehmigung in Österreich bekommt, lernt kein Deutsch, vereinsamt, verkriecht sich ins Internet und redet immer mehr krudes Zeug. Alle paar Minuten steht er mir irgendeiner neuen Geschichte in ihrem Zimmer.
Die Tochter hingegen wird zur Streberin. Überangepasst, überintegriert. Auch wenn sie in der Schule nie die Bestnote für ihr exzellentes Deutsch bekommt. Weil Ausländerkinder ja eh kein Deutsch können, wie die Lehrerin in Wiener Neustadt meint.
«Toxische Pommes» arbeitet an zweitem Roman
«Toxische Pommes» lebt unterdessen im richtigen Wien. Sie ist Juristin und schreibt gleichzeitig auf all ihren Kanälen. Mit «Ein schönes Ausländerkind» ist ihr ein starkes Romandebüt geglückt. Leicht und berührend. Fein und genau. Und von gescheitem Humor.
Damit habe sie nun auch ihre Form gefunden, sagt «Toxische Pommes». Jedenfalls arbeite sie bereits an den Grundideen eines zweiten Romans. Da scheint also noch eine Menge zu kommen. Ihren Leserinnen und Lesern kann das nur recht sein.