Wenn die ersten Akkorde von «Back to Black» erklingen, ist die Reaktion rundum unmittelbar. Von jung bis alt packt Amy Winehouses kräftiger Gesang alle, die ihn zu hören bekommen.
Als Kind besuchte sie eine Theaterschule, mit 14 kaufte sie sich eine Gitarre, und noch bevor sie 20 wurde, hatte Amy Winehouse einen Vertrag bei einem Label. Schon ihr Debut-Album «Frank» (2003) erlebte einen astronomischen Erfolg.
Das Album ist benannt nach einem ihrer Idole: Frank Sinatra. Auch Einflüsse von Jazzgrössen wie Thelonious Monk und Sarah Vaughan stecken in der englischen Sängerin, die als Jugendliche im britischen Nationalen Jugendjazzorchester musizierte.
Besonders bekannt ist ihr zweites Album «Back to Black», das zu einem der meistverkauften Alben der britischen Geschichte gehört und für das Amy Winehouse fünf Grammys gewann. Es ist ein Album voller Instant-Klassiker: Nebst dem Titelstück wurden auch Songs wie «Rehab» und «You Know I’m No Good» zu Riesenhits. Mit unglaublicher Kraft in der Stimme singt Winehouse über Liebe – oder viel eher: über Liebesschmerz.
Schon viele haben versucht, das «gewisse Etwas» in ihrer Musik zu beschreiben, das sie so berührend macht. Manche nennen es «Seele», andere schreiben von Winehouses «sass», ihrem frechen Auftreten. Doch wie man es auch nennt: Ihre Lieder, so persönlich und gleichzeitig universell, sind für die Ewigkeit.
Ohne jede Notbremse
«They tried to make me go to rehab – but I said no, no, no», singt sie in ihrem Hit «Rehab». Der Text ist fast schicksalhaft, denn nebst ihrem unglaublichen musikalischen Talent bleibt auch eine andere Seite der Musikerin in Erinnerung: ihr jahrelanger Kampf gegen Suchtmittel, den sie schlussendlich verlor. Am 23. Juli 2011 starb Amy Winehouse an einer Alkoholvergiftung.
Im Jahr vor ihrem Tod nahm Amy Winehouse zwar keine harten Drogen mehr, doch ihr Alkoholkonsum hielt an. Ihr letztes Konzert in Belgrad war ein Trauerspiel: Betrunken versuchte sie, die Texte ihrer Songs zu singen, und brach dazwischen in Tränen aus. Niemand kam auf die Idee, das Konzert abzubrechen.
Trauerspiel und Spektakel
Obwohl Winehouse die Aufmerksamkeit der Medien mied, wurden ihr Leben und besonders ihre Drogenprobleme unermüdlich dokumentiert. Papparazzi campierten vor ihrem Haus und die Boulevardpresse liess keinen «Skandal» aus.
Dass Amy Winehouse zu einer unsterblichen Figur der Musikgeschichte geworden ist, hängt auch mit dem Spektakel zusammen, das rund um ihre Suchtprobleme gemacht wurde. Ihr Kampf spielte sich vor den Augen der Welt ab, und es gelang niemandem, sie vor ihrem frühen Tod zu bewahren.
Nicht nur «ihre Worte»
Im August ist nun ein neues Buch herausgekommen, «Amy Winehouse: In Her Words.» Fotos, Notizen und Tagebucheinträge aus dem persönlichen Nachlass der Musikerin sind darin versammelt, die die «echte Amy» zeigen soll. In einem Interview erklärte ihr Vater, sie sei viel mehr gewesen als ihre Sucht, sie sei ein wundervolles Familienmitglied und eine treue Freundin gewesen.
Doch gerade mit ihrem Vater hatte Winehouse eine schwierige Beziehung. Bis heute bestreitet er, dass er ihre Suchtprobleme verharmlost oder ignoriert habe, obwohl die Sängerin es selbst im Lied «Rehab» thematisiert.
Mit Amy Winehouses Tod ist eine schillernde Persönlichkeit verloren gegangen. Doch ihre Musik bleibt uns erhalten – und erfreut auch nach über einem Jahrzehnt.