Die Berner Band um Kuno Lauener existiert seit 1984 – seit bald 40 Jahren also. «8424 Züri West» heisst ein neuer Podcast über die Band, dessen erste Folgen jetzt zu hören sind.
Sechsmal je 30 Minuten über die Band, die nicht weniger als acht Nummer-Eins-Alben hatte – und deren neuestes Album «Loch dür Zyt» am 8. Dezember erschienen ist.
Die lange Bandgeschichte hat die Schweizer Rockmusik nachhaltig geprägt. Ein Panorama über vier Jahrzehnte bietet dieser Podcast, produziert von zwei ehemaligen SRF-Mitarbeitern: Journalist This Wachter und Sounddesigner Simon Meyer.
«Es geht schon»
Ein halbes Jahr Arbeit und viel Musik stecken in der Podcast-Reihe: 20 Stunden Gespräche mit 18 Personen, vor allem mit Bandmitgliedern und Management. Beginnend mit der Gegenwart von Sänger Kuno Lauener.
Vor zwei Jahren hat er offengelegt, dass er an Multipler Sklerose leidet. «Es ist scheisse. Aber manchmal kann ich drüber lachen, manchmal überhaupt nicht», sagt er am Küchentisch. Er versuche das Thema immer etwas wegzuschieben von sich. Aber er merke: In den Augen vieler sei er jetzt «de arm Siech». «Aber es geht schon, ich kann noch gut gerade laufen», sagt Lauener.
Lieber Gitarrist statt Sänger
Mit dem neuen Album geht die Band nicht mehr auf Tournee, das hat Kuno Lauener angekündigt. Gitarrist Küse Fehlmann, wie Lauener seit 1984 dabei, sagt: «Ich musste das einfach akzeptieren. Klar wäre ich gern nochmals auf die Bühne. Das ist eigentlich ein Grundantrieb des Musikmachens.»
Man kommt der Band nahe im Podcast. Etwa als Kuno Lauener verrät: «Ich wäre auch lieber Gitarrist gewesen, eigentlich. Aber dann war ich einfach der Sänger, der nicht singen kann. Und das hat ja funktioniert, irgendwie.»
Stundenlang in Berns Plattenläden
Im Podcast «8424 Züri West» begegnen wir Menschen, hören Musik, sehen muffige Proberäume, besetzte Häuser und streifen durch die Stadt Bern Mitte der 80er-Jahre.
Sam Mumenthaler, der damalige Schlagzeuger, steht heute vor einer Weinhandlung und erinnert sich an den Plattenladen, der hier früher im Keller war. «Es gehörte zum Alltag von uns männlichen Teenagern und Post-Teenagern, dass wir uns die neuen Vinylalben von den angesagten Bands anschauten.»
Platten und Jugendbewegung – zentral war für Mumenthaler vor allem: «Als Ganzes war es einfach musikgewordene Energie. Und diese konnten wir wie bei einer Kernspaltung freisetzen.»
Ein Männergrüppli
Grazia Pergoletti, die Frauenstimme im Züri-West-Song «Hanspeter» war auf der Plattenhülle 1986 nicht erwähnt. Sie war deshalb sauer, sagt sie. Sie sagt aber auch: «Dass Züri West immer so ein Männergrüppli war, habe ich ihnen in den 80er bestimmt um die Ohren gehauen. Aber wenn man jetzt vom Begriff der toxischen Männlichkeit ausgeht: Das verkörpern sie überhaupt nicht.»
Sam Mumenthaler sagt dazu: «Die Rock-Power war schon echt. Wir waren keine wirklichen Punks, aber wir waren richtige Rocker.»
Der Podcast malt nicht rosa. Der Reinfall mit Deutschland kommt vor. Und dass die Band sehr kompliziert sein konnte. Produzent Higi Heilinger erinnert sich an mühsame Momente, als Kuno Lauener wieder einmal «alles hinterfragt hat». «Diese Seite meiner Arbeit mit Züri West hat mich manchmal schon genervt», sagt Heilinger.
Die Vielzahl der Stimmen im Podcast kann ein wenig verwirren, doch das beeinträchtigt das Hörvergnügen nicht. «8424 Züri West» ist ein grossartiges Dokument.