Und plötzlich stecken 40 Kerzen im Kuchen von SRF 3. Zum runden Geburtstag werden Schweizer Lieder zelebriert, die den Sound des Popkultur-Senders in den letzten 40 Jahren massgeblich mitbestimmt haben. Unten sind vier von ihnen samt Funfacts – und hier gibt's vier weitere.
Züri West: Beliebter als Elvis Costello
Als Züri West 1994 ihren bis dato grössten Hit «I schänke dir mis Härz» veröffentlichten, wurde der Hype um sie so gross, dass sie sogar internationalen Musikgrössen das Publikum abjagten. Im selben Jahr spielten die Berner daheim am Gurtenfestival, wo auch Elvis Costello auf dem Line-up stand. «Wir gingen zur Zeltbühne für unseren Soundcheck», erzählt Sänger Kuno Lauener im Interview mit SRF 3. «Als wir runter zur Hauptbühne schauten, merkten wir, wie alle Leute bei der Zugabe von Costello gingen und zu uns kamen.»
«Mein grosser Held singt unten auf der Bühne und die Leute kommen rauf zu uns – das vergesse ich nie mehr», sagt er weiter. «Uns war das richtig peinlich. Aber wir waren halt gerade sehr angesagt.»
Knapp drei Dekaden später ist die Begeisterung für die Mundartrock-Band ungebrochen. Vor einigen Jahren sangen (okay: lipsyncten) die Gurten-Gäste den Züri-West-Klassiker «Fingt ds Glück eim?» – sehr zur Freude von Kuno Lauener und Gitarrist Küse Fehlmann:
Polo Hofer: Der Sonntagabend gehörte ihm
«Liebi Lüt i Stadt u Land, guete Abe mitenand», erklingt es etwas knorrig, aber durchaus präsent aus dem Radio. «Es geit ums Trinke und anderi Wohltate.» Mundartlegende Polo Hofer on air in seiner Show «Pop, Perlen und Polo» – ein Radio-Highlight aus 40 Jahren DRS 3 und SRF 3. «Polo war eloquent und konnte spannende Geschichten erzählen – da war es naheliegend, mit ihm eine Musiksendung zu machen», sagt Radio-Original François «FM» Mürner.
Das tat er dann auch sonntagabends jeweils eine Stunde lang. Der damalige Musikredaktor Matthias Erb, der Polo im Studio technisch begleitete, erinnert sich: «Er hätte sich zu Hause auf die Sendung vorbereiten sollen, aber Polo hat alles spontan moderiert.» Und Mürner fügt schmunzelnd an: «Er war dankbar für meine Radio-Ratschläge. Im Studio hat er trotzdem gemacht, was er wollte.» Das Resultat: Über 140 eigenwillige, ebenso witzige wie tiefgründige Sendungen – legendär.
Lo & Leduc: Die SRF-3-Videokönige
21 Wochen (und das noch am Stück) – länger thronte bisher kein anderer Song an der Spitze der Schweizer Hitparade. Obwohl «079» im Frühling 2018 längst ein Nummer-Eins-Hit war, gab es auf Youtube noch kein offizielles Video dazu. Ganz bewusst, wie es auf Anfrage beim Management heisst: Da Youtube-Plays damals noch nicht als Streams in der Hitparade berücksichtigt wurden, beschloss Team Lo & Leduc, das Musikvideo erst zu releasen, wenn der Track nicht mehr auf der Eins thront – was einiges länger dauerte, als angenommen.
SRF 3 sprang vorher in die Bresche und hielt mit der Kamera drauf, als Lo & Leduc und ihr DJ-Produzent Dr. Mo den zukünftigen Überhit live im Radiostudio performten. Das Video ist fünfeinhalb Jahre später nach wie vor der erfolgreichste Upload auf dem SRF-3-Youtube-Kanal und zählt mittlerweile über 5.8 Millionen Views. Ihr offizielles Musikvideo veröffentlichten die Berner gut zwei Monate nach der Livesession und es dauerte zwei Jahre und vier Monate, bis es mehr Views hatte als die Live-Version von SRF 3.
Double: Welthit dank Vogelgezwitscher
Das Schweizer Popduo Double landete 1985 einen Hit, der noch heute millionenfach gestreamt und von Radiostationen auf der ganzen Welt gespielt wird. «Wenn ich den Song irgendwo höre, ist es, wie wenn ich unterwegs einen alten Freund treffe», sagt Kurt Maloo, Sänger und Gitarrist von Double.
Die Idee zur zeitlosen Pianomelodie stammt vom inzwischen verstorbenen Felix Haug – respektive von einem Vogel. «Felix sagte, er habe bei offenem Fenster auf dem Klavier rumgeklimpert und diese Amsel gehört, die ihn zur Melodie inspirierte.»
Der Song landete in 52 Ländern in den Charts, stiess oft bis auf Platz zwei vor, in Brasilien gar an die Spitze. Ausserdem war er das Titellied einer brasilianischen Telenovela. «Ich werde öfters gefragt, ob ich von den Einnahmen des Songs leben könne», so Kurt Maloo weiter, «nun, da ich ja noch lebe, kann man davon ausgehen, dass es geht.»