Das einzige Michael Jackson-Museum in Europa ist nicht etwa in einer Metropole wie London oder Paris zu Hause – sondern bei Thun. In Steffisburg in der Brasserie 98. Dort wirtet schon seit 40 Jahren die Familie Linder. Es ist eine Traditionsbeiz: gut bürgerliche Küche, eine herzliche, bodenständige Wirtsfamilie. Ein Kontrast zum Star des Hauses.
Fans aus der ganzen Welt reisen hierher.
«Bling, Bling, Glitzer Hoch drei», so beschreibt Wirt und Museumseigentümer Stephan Francis Linder Michael Jackson kurz und knapp. Letzterem sind in der Brasserie 98 zwei Kellergewölbe gewidmet. Ein kleines Museum für den King of Pop, mit Stücken aus der ehemaligen Privatsammlung des Berner Unternehmers Thomas Käppeli.
Das Museum beginnt eigentlich schon im Speisesaal: Da hängt zum Beispiel eine Original-Jacke von Michael Jackson. Im Keller sind rund 40 Raritäten ausgestellt. Der Originalvertrag zum Michael Jackson-Album «We Are The World» etwa, oder handgeschriebene Notizen zu Songideen.
Staunende Besucher
Fans aus der ganzen Welt reisen hierher, so Stephan Linder. Sie seien teilweise sprachlos. «Vor Kurzem waren spanische Gäste hier, und als sie das Museum sahen, standen sie mit offenem Mund da. Erst nach zehn Sekunden brachten sie ein ‹Fantástico!› heraus.»
Oder jene Gäste aus Hamburg: «Sie sind zehn Stunden mit dem Auto hergefahren, haben das Museum angeschaut und sind am gleichen Tag wieder zurückgefahren.» Einen Aufenthalt in der Schweiz konnten sich die Studierenden nicht leisten. Der Eintritt ins Museum hingegen ist gratis.
Teile der Sammlung befanden sich früher auf dem legendären Selve-Areal einer ehemaligen Metall-Fabrik in Thun. Dort hatte der damalige Besitzer der Sammlung Thomas Käppeli den «King of Pop Club» gegründet. Als die Zwischennutzung auf dem Areal zu Ende ging, konnte die Wirtsfamilie Linder die Ausstellungsstücke erwerben und 2009 das Museum eröffnen.
Dort hängt auch eine Serviette mit einer handgeschriebenen Widmung von Michael Jackson für Thomas Käppeli. Die beiden haben sich im Schweizer Chalet von Schauspielerin Liz Taylor kennengelernt: «Michael hatte gerade nichts anderes zur Hand und meinte zu Thomas, ‹ach die Liz, die merkt das nicht, wenn eine Serviette fehlt› und hat die Widmung kurzerhand darauf geschrieben», erzählt Stephan Linder.
Kontroversen? Fehlanzeige
Das «King-of-Pop-Museum» ist eine Sammlung von Fans für Fans. Kontroverse Themen rund um den Superstar kommen nicht vor. Es ist ein Ort, um ihn zu feiern.
Die Sammlung mit exklusiven Objekten ist einzigartig in Europa. Gleichzeitig ist die Ausstellung erfrischend handgestrickt. So sind die Exponate nur mit kleinen Papierzetteln und Klebstreifen beschriftet. «Das passt zu uns. Wir sind ein bodenständiges Haus, einfach und offen für alle.»
Die Familie Linder ist stolz auf ihr Museum, der Restaurantbetrieb hat aber Priorität. 14 oder 15 Stunden pro Tag zu arbeiten, ist für sie normal. Und so ist das Museum pragmatisch gehalten. Das zeigt auch die Stereoanlage, die seit 35 Jahren im Keller steht, zuhinterst im King-of-Pop Museum.
Stephan Linder dreht auf. «Da sind fünf CDs drin. So kann auch einfach unser Servicepersonal den Gästen aufschliessen und die Musik anschalten.»