Kamala Harris läuft zu «Freedom» von Beyoncé auf, bei Donald Trump schallt Lee Greenwoods «God Bless The U.S.A.» aus den Boxen. Wer in den USA den Posten im Weissen Haus möchte, setzt auf Musik. Das taten vor Harris und Trump schon andere.
Franklin D Roosevelt: «Happy Days are here again» (1932)
Einen veritablen Gassenhauer liess Franklin D. Roosevelt 1932 für sich werben. Bloss: eigentlich herrschte ja gerade Weltwirtschaftskrise. Also alles andere als «Happy Days».
John F. Kennedy: «High Hopes» (1960)
Sie waren dicke Freunde. Darum schrieb Frank Sinatra 1960 kurzerhand seinen Hit «High Hopes» zum Wahlkampfsong für John F. Kennedy um. Eigentlich hätte Kennedy den Song auch mit Originaltext übernehmen können. Sinatra singt darin von einer übermotivierten Ameise, die versucht, einen grossen Gummibaum zu verschieben. Das US-Präsidentenamt dürfte eine ähnlich grosse Herausforderung darstellen.
Ronald Reagan: «Born in the USA» (1982)
Das liess sich einer offenbar vom patriotisch klingenden Refrain verführen, hatte aber ansonsten nicht genau hingehört. Bruce Springsteen schrieb mit «Born in the USA» keine Hymne ans Vaterland, sondern kommentiert darin kritisch die missliche Lage von Vietnamveteranen. Ronald Reagan war ein Unterstützer des Vietnamkriegs.
Barack Obama: «Crush on Obama» (2008)
Barack Obamas Wahl war die erste seit der Erfindung von Youtube im Jahr 2005. Nun ging die musikalische Kommunikation in beide Richtungen. Die Wählerschaft hatte ab sofort die Möglichkeit, mit Songs und Videos «zurückzuschlagen». Zum Beispiel mit «Crush on Obama» aus der Feder des Comedy-Unterfangens Barely Political. Der Song war ein viraler Hit auf Youtube. Obama nahm’s gelassen.
Donald Trump: «Rockin’ in the Free world» (ab 2017)
Donald Trump ist bekannt dafür, dass er gerne Songs von Musikerinnen und Musikern spielt, die das gar nicht wollen. Zum Beispiel auch «Rockin’ in the Free World» von Neil Young. Darum verfasste der Musiker einen öffentlichen Brief an Trump. Darin stand: «Jedes Mal, wenn ‹Rockin' in the Free World› oder einer meiner Songs bei Ihren Kundgebungen gespielt wird, hoffe ich, dass Sie meine Stimme hören. Denken Sie daran, dass es die Stimme eines steuerzahlenden US-Bürgers ist, der Sie nicht unterstützt.»
Zusatz – Angela Merkel: «Angie» (2005)
Auch in Deutschland treten Kandidierende gerne zu Musik auf. Für Angela Merkel schien «Angie» die perfekte Wahl zu sein: ein emotionaler Klassiker, der ein breites Publikum anspricht und dann auch noch eine direkte Verbindung zu ihrem Namen herstellt. Bloss macht sich folgende Textzeile nur mässig gut für eine angehende Bundeskanzlerin: «All the dreams we held so close seemed to all go up in smoke.» Und die Rolling Stones gefragt, ob man den Song gebrauchen dürfe, hatte die CDU-Politikerin damals auch nicht. Oh dear, Angie!