Wenn Schweizer und Schweizerinnen Musik hören, dann meist per Streaming. 2021 wurden im Schweizer Tonträgermarkt insgesamt 215.3 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet.
Über 80 Prozent davon stammen aus dem Streaming-Segment. Das entspricht einem Plus von 10.5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie der Branchenverband der Schweizer Musiklabels IFPI am Dienstag mitteilte.
Noch eindrucksvoller ist das Wachstum seit 2016, als sich der Schweizer Musikmarkt nach langem Niedergang wieder zu erholen begann: In diesen fünf Jahren legten die Umsätze um nahezu 50 Prozent gegenüber 2015 zu.
Allerdings entwickeln sich die Umsätze sehr ungleich. Unangefochtener Umsatztreiber ist das Audio- und Video-Streaming. Dieser Bereich wuchs um fast ein Fünftel und machte im letzten Jahr 82 Prozent des Gesamtmarktes aus. Verstärkt wurde dieses Wachstum, weil erstmals die Umsätze aus Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram in die Statistik eingeflossen sind.
Die Schweiz und Spotify
Dem einheimischen Musikschaffen hilft der Boom nur wenig. Schweizer Musik ist bei Spotify kaum sichtbar. Diese Woche stammen nur gut 10 Prozent aller Titel in der beliebten «New Music Friday»-Playlist aus der Feder von Schweizer Kunstschaffenden.
Zum Vergleich: In Dänemark, Finnland und Norwegen liegt der Anteil an heimischer Musik in dieser Playlist bei über 30 Prozent.
Kritik an der Kuratierung
Der Schweizer Markt erfahre «eine stiefmütterliche Behandlung», weil «kaum Ressourcen für die Kuratierung hiesiger Angebote bereitgestellt» würden, kritisiert IFPI-Geschäftsführer Lorenz Haas den Streaming-Marktführer.
Auf lange Sicht verhindere dies eine Weiterentwicklung des Schweizer Musikschaffens, sagt Haas. «Wir fordern deshalb, dass Spotify die Schweizer Musikschaffenden auf der Plattform besser sichtbar macht und das Angebot integriert.»
Digital statt analog
Bei den CD-Verkäufen und Musik-Downloads sieht es hingegen nicht besonders rosig aus. Zwar wurden erneut mehr Vinyl-Langspielplatten verkauft (plus 18 Prozent), womit dieses Segment den höchsten Umsatz seit 1991 verzeichnete.
Doch Vinyl macht gerade einmal 2.5 Prozent des Gesamtmarktes aus. Die Gesamt-Umsätze mit physischen Tonträgern (CDs sowie Vinyl-Langspielplatten) sind um 10 Prozent zurückgegangen. Am Gesamtmarkt halten sie immerhin noch 12 Prozent.
Die Weichen im Musikmarkt scheinen endgültig gestellt: weg von physischen Tonträgern und Musik-Besitz, hin zu Streaming und On-Demand-Angeboten.