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Playlist gegen psychische Belastung
Aus Kultur-Aktualität vom 01.12.2023. Bild: Imago Images / POND5 Images
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Songs gegen Sorgen Pro Juventute will mit Playlist psychischen Stress bekämpfen

Zum Jahresende, der Zeit der Spotify-Jahresrückblicke, veröffentlicht Pro Juventute eine Spotify-Playlist der anderen Art: Sie soll bei psychischen Belastungen helfen. Dafür spannte die Organisation mit grossen Namen zusammen.

Knapp 100 Songs, die das Wohlbefinden steigern: Pro Juventute hat jüngst eine Playlist veröffentlicht, die Jugendliche aus dunklen Gedanken führen soll. Sie heisst «#147MixedFeelings» und ist auf Spotify zu finden.

Es handle sich um eine «Mental Health»-Playlist, meint Lulzana Musliu, Sprecherin von Pro Juventute. «Wir sehen seit ein paar Jahren, dass die psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen gross ist. In diese Zeit wollten wir etwas Zuversicht bringen und einen Weg zeigen, wie man mit negativen Gefühlen umgehen kann. Dazu ist Musik ein wichtiges Mittel.»

Psychische Gesundheit von Schweizer Jugendlichen

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Seit 2019 verschlechtert sich die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz laufend. Angst, Depressionen und Suizidgedanken nehmen stark zu, ebenso Kriseninterventionen. Das zeigen kürzlich veröffentlichte Zahlen von Pro Juventute.

Die Organisation verzeichnet auch eine konstante Steigerung des Aufwands für Beratungen am Sorgentelefon 147. Als Grund für die schlechte psychische Gesundheit von Schweizer Kindern und Jugendlichen nennt Pro Juventute die «Multikrise» der nahen Vergangenheit und Gegenwart. Diese Multikrise setzt sich zusammen aus der Covid-19-Pandemie, aktuellen Kriegen und dem Klimawandel.

Im Gegensatz zu den üblichen Jahresrückblick-Playlists auf Spotify ist «#147MixedFeelings» kein Produkt des Musikgeschmacks einer einzelnen Person. Sondern ein Gemeinschaftswerk.

Jugendliche via TikTok und Instagram befragt

Eröffnet wird sie vom Remix eines Songs von L Loko & Drini, den das Duo gemeinsam mit Rap-Fossil Stress und Sängerin Naomi Lareine produziert hat – eigens für die von Pro Juventute lancierte Kampagne.

Ein weisser Mann mit kurzen braunen Haaren, der eine Sonnenbrille trägt und nachdenklich nach oben schaut.
Legende: Mit Stress (Bild), Naomi Lareine sowie L Loko & Drini habe man «Musikgrössen gewinnen können, die bei den Jugendlichen sehr beliebt sind», so Pro Juventute-Sprecherin Lulzana Musliu. keystone / christian beutler

Die übrigen Titel hat Pro Juventute via Social Media zusammengestellt: Via TikTok und Instagram fragte man bei Schweizer Jugendlichen nach, «welchen Song sie am liebsten hören, wenn es ihnen nicht so gut geht». Daraus ist dann die Playlist entstanden.

Das Potenzial der Musik

Dass Musikmachen und -hören ein riesiges Potenzial birgt, bestätigt Beate Roelcke. Die Musiktherapeutin und Co-Leiterin des Studiengangs Musiktherapie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) sagt: «Musik ist in unserer Welt allgegenwärtig. Jeder Mensch reagiert auf Musik oder hat einen Zugang zu ihr. Alle Jugendlichen hören Musik. Und alle Jugendlichen finden etwas darin, was ihnen im Leben hilft.»

Die «#147MixedFeelings»-Kampagne soll nicht nur Trost bringen, sondern auch dabei helfen, die Organisation Pro Juventute bei Jugendlichen bekannt zu machen. Die Zahl «147» im Playlist-Titel bezieht sich auf das Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche, erreichbar unter der Nummer 147.

Eine «Mental Health»-Kampagne, deren Spotify-Playlist auf den Gebrauch per Smartphone abzielt; eine Kampagne, die auf sozialen Medien beworben wird, obwohl diese nachweislich die psychische Gesundheit von Jugendlichen verschlechtern (Studie Sucht Schweiz) – liegt da ein leiser Widerspruch? «Soziale Medien sind Alltag von Kindern und Jugendlichen», sagt Pro-Juventute-Sprecherin Lulzana Musliu dazu. «Wir sind da, wo unsere Zielgruppe ist.»

Ein jugendliches Mädchen hat Kopfhörer auf und blickt melancholisch.
Legende: Trostpotenzial: Musik bietet Jugendlichen vielfach etwas, was ihnen in verschiedenen Lebenslagen hilft. Getty Images / martin-dm

Konkret bietet die «#147MixedFeelings»-Playlist einen emotionalen Schlingerkurs: Songs aus allen möglichen Jahrzehnten und Ländern, viele Stimmungen, viele Genres.

Kendrick Lamars melancholischer Track «Money Trees» etwa folgt auf Michael Sembellos Synthiepop-Klassiker «Maniac». Oder die düsteren Zeilen des Emo-Rappers Lil Peep auf «Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann» von Nena. «Mixed feelings» halt.

Brauchen Sie Hilfe?

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Es gibt verschiedene Stellen, an die sich Menschen in suizidalen Krisensituationen wenden können. Rund um die Uhr, vertraulich und kostenlos.

Daher scheint unwahrscheinlich, dass Jugendliche die Playlist am Stück durchhören, um so die eigene Stimmung aufzubessern. «#147MixedFeelings» funktioniert wohl weniger als Playlist im eigentlichen Sinn, dafür als Song-Sammlung zum Stöbern.

Bereits darin liegt Trostpotenzial, so Musiktherapeutin Roelcke: «Zu wissen, dass es andere gibt, denen es gerade auch nicht gut geht. Und dass die Musik sie verbindet: Schon das an sich kann guttun.»

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