- Bei Pro Juventute sind 2022 täglich doppelt so viele Beratungen zu Suizidgedanken eingegangen als vor der Pandemie.
- Markant gestiegen sind auch die Kriseninterventionen.
- Als Auslöser sieht das Jugendhilfswerk die «Multikrise».
Seien es 2019 noch 57 Kriseninterventionen wegen Suizidgefährdung gewesen, habe sich die Zahl 2022 mit 161 Interventionen fast verdreifacht, schreibt Pro Juventute. In solchen Situationen werde von der Telefon- oder Onlineberatungsstelle 147 auch Polizei oder Ambulanz aufgeboten.
Die Zahl der Beratungen zu Suizidgedanken bei 147 habe sich von täglich drei bis vier im Jahr 2019 auf sieben bis acht im vergangenen Jahr verdoppelt. Der Beratungsaufwand habe in den letzten zwei Jahren insgesamt um 40 Prozent zugenommen. Auch Essstörungen und Selbstverletzung seien ein grosses Thema. Zum Thema Angst seien die Beratungen um 30 Prozent gestiegen.
Das Jugendhilfswerk führt die gestiegenen Zahlen vor allem auf die «Multikrise» zurück. «Corona-Pandemie, Klima-Krise, Ukraine-Krieg, drohende Inflation, soziale Ungerechtigkeit: Krisen überlappen sich und treffen Kinder und Jugendliche in einer besonders verletzlichen Lebensphase», schreibt Pro Juventute.
Lange Wartezeiten
Kinder und Jugendliche warten derzeit lange auf eine Gesprächsmöglichkeit respektive einen Behandlungsplatz. Vor der Pandemie habe es im Durchschnitt einen Monat bis sechs Wochen gedauert, bis Jugendliche einen Termin für eine psychiatrische Behandlung erhielten. Die Wartefrist habe sich nun auf mehrere Monate verlängert.
So verzeichneten Kliniken in Bern und Zürich 2021 über 50 Prozent mehr suizidale Minderjährige auf den Notfallstationen als im Vorjahr, so Pro Juventute. Hier sei die Politik gefordert, die Versorgung der Jugendlichen und Kinder zu verbessern, zum Beispiel mit niederschwelligen Angeboten und Prävention.