Die Zahl der Jugendlichen, die im letzten Jahr in der Schweiz wegen eines Suizidversuchs betreut wurden, hat deutlich zugenommen. Die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bern hat 2021 über 50 Prozent mehr suizidale Minderjährige auf der Notfallstation betreut als im Vorjahr. Das berichtet die «Sonntagszeitung».
Auch die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich spricht von einem Notstand, der immer noch anhalte. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie verzeichnete im letzten Jahr über 270 gemeldete Suizidversuche.
«An manchen Tagen im Herbst/Winter kamen mehrere Patientinnen und Patienten zu uns, die versucht haben, sich das Leben zu nehmen oder kurz davor waren», sagte Michael Kaess, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern. Zuletzt seien es fast dreimal mehr junge Menschen gewesen als die Notfallstation Plätze hat. Man sei «total überlastet».
Wir haben einen Notstand und sind nur noch am Feuer löschen.
In Zürich verzeichnete die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) 278 Suizidversuche. «Wir haben einen Notstand und sind nur noch am Feuer löschen, so kann es nicht weitergehen», sagte der leitende Arzt Gregor Berger. Er fordert ein nationales Register. «Nur so können wir verstehen, was dazu führt, dass immer mehr Jugendliche in psychische Krisen fallen.»
Pandemie nicht die einzige Ursache
Den Anstieg von Suizidversuchen einzig der Pandemie zuzuordnen, greife zu kurz, so Berger. Seit zehn Jahren würden psychische Leiden bei Minderjährigen zunehmen. Berger führt dies auch auf den allgemeinen Leistungsdruck zurück. Nun sei rasches Handeln gefragt, beispielsweise indem das Thema zum Schulstoff gemacht werden müsste.