«Ich werde nicht sterben, so alt bin ich nicht», lachte Marianne Faithfull mit ihrer rauchigen Stimme im November 2018. Sie war gerade auf einer Promo-Tour für ihr neustes Album «Negative Capability». Jetzt ist die britische Musikerin, Schauspielerin und Überlebende des berüchtigten Lifestyles «Sex, Drugs and Rock’n’Rolls» gestorben.
Sie war zarte 17 als sie in den 1960er-Jahren auf einer Party in London den Manager der Rolling Stones kennenlernte. Dieser war von ihrer fast engelhaften Erscheinung begeistert und liess ihr von Mick Jagger und Keith Richards einen Song auf den Leib schreiben. Mit «Tears In Heaven» wurde sie über Nacht zum Popstar.
Rock 'n' Roll mit Mick Jagger
Der Name Mick Jagger begleitete Marianne Faithfull ein Leben lang. Für den Frontmann der Rolling Stones verliess sie Ehemann und Baby und stürzte sich ins wilde Rockstar-Leben.
Das Sexsymbol Jagger und die bildhübsche Faithfull wurden zu den Lieblingen der Klatschpresse, zum Glamourpaar Londons. Das berüchtigte «Sex, Drugs & Rock’n’Roll» war inklusive Drogenrausch und Liebesabenteuer Programm. Auch wenn es sich im Nachhinein als erfunden herausstellte, dass Jagger bei einer Polizeirazzia gerade einen Mars-Riegel aus ihrer Vagina ass. Ins Gefängnis kam er nach besagter Nacht wegen Drogenbesitzes.
Das wilde Leben hinterliess seine Spuren: Faithfull erlitt eine Fehlgeburt und nach einer Überdosis Schlaftabletten fiel sie für sechs Tage ins Koma. Die Beziehung zu Jagger zerbrach. Faithfull fiel tief: Sie wurde stark heroinabhängig, lebte als Junkie auf den Strassen der britischen Hauptstadt, verlor das Sorgerecht für ihren Sohn.
Vielb eachtetes Comeback
Nach fast einem Jahrzehnt feierte Marianne Faithfull mit dem Album «Broken English» ihr Comeback. Ihre neue brüchige Stimme war eine Zeugin des jahrelangen Drogenmissbrauchs. Sie verkaufte Millionen von Platten, die Kritiker waren begeistert, das Album stand für das Aufwachen einer ganzen desillusionierten Generation und gilt heute als Klassiker.
Die folgenden Jahre veröffentlichte die Musikerin Album um Album, arbeitete mit Metallica, Nick Cave oder Damon Albarn und gab unzählige Konzerte. Als Schauspielerin beeindruckte sie beispielsweise 2007 in der Hauptrolle der Tragikomödie «Irina Palm».
Nach 50 Jahren auf Tour sei sie müde, sagte Faithfull, die schon länger bei Auftritten gestützt werden musste, im November 2018. Trotz gesundheitlicher Probleme, trotz schmerzenden Hüften und kaputter Schulter: Von Ruhestand wollte Marianne Faithfull nichts wissen: «Ich habe noch mehr zu sagen».