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Eine kleine Geschichte des Essens
Aus Kontext vom 22.05.2017. Bild: Imago/Jochen Tack
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Gekocht statt roh Die Lust auf Fleisch machte den Menschen intelligent

Während unsere Urahnen noch mühsam jagten und sammelten, kommt heute das Essen aus dem Supermarkt auf den Tisch. Unser Nahrung hat sich über die Jahrtausende verändert – und wir uns mit ihr.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Evolution des Menschen hängt stark damit zusammen, wie er sich ernährte.
  • Vor rund zwei Millionen Jahren entdeckte der Mensch das Fleisch als Nahrungsmittel.
  • Andere Ernährung und die Erfindung des Kochens steigerten die Energiezufuhr – das menschliche Gehirn wurde grösser.

Du bist, was du isst: Das gilt zumindest für die Geschichte des Menschen. Essen machte unsere Urahnen satt und sicherte das Überleben, aber nicht nur. Nahrung prägte entscheidend die Entwicklung des Menschen.

«Der Mensch ist wegen seiner Ernährung – und der Nahrungsbeschaffung – so unglaublich schlau geworden», lautet die Hypothese des Anthropologen Carel van Schaik von der Universität Zürich.

«Wir sind die Löwen unter der Menschenaffen»

Vor rund zwei Millionen Jahren unterschieden sich unsere Urahnen kaum von anderen Affenarten. Auch ihre Nahrung war gleich: Alle assen Früchte. Aber irgendwann entdeckten unsere Vorfahren eine neue Nische: Sie begannen Tiere zu jagen und sich von Fleisch zu ernähren.

Zwar haben wohl auch andere Menschenaffen ab und zu Fleisch gegessen. Aber der Urmensch habe vermutlich mehr Appetit auf Fleisch gehabt, sagt Carel van Schaik: «Wir sind die Löwen unter der Menschenaffen.»

Eine Frage der Zubereitung

Fleisch ist energiereich, aber roh schwer verdaulich. Um das Fleisch bekömmlicher zu machen, entwickelten unsere Urahnen eine neue Methode: Sie kochten es auf dem Feuer.

Das Erbe unserer Urahnen

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Legende: Imago

Auch mit ihrer pflanzlichen Nahrung wurden sie immer kreativer. Carel van Schaik: «Es wurde geschnetzelt, geschält und später auch gekocht.»

Ob die Menschen vor einer Million oder 500'000 Jahren damit begannen, ihr Essen systematisch zuzubereiten, darüber wird gestritten. Unbestritten ist, Kochen machte die Nahrung verdaulicher und erleichterte das Kauen: «Dadurch wurden das Gebiss und der Verdauungstrakt der Menschen viel kleiner.»

Kochen schult das Gehirn

Die Kochlust liess nicht nur unsere Zähne, Kiefer und Mägen schrumpfen, sie liess auch unser Gehirn wachsen. Es erhielt zusätzliche Kalorien, weil das Essen nun bekömmlicher war. Erst dadurch konnte sich der Mensch ein grösseres Gehirn überhaupt leisten.

Die Urmenschen verwendeten ausserdem immer mehr Kochwerkzeuge und gaben das neue Wissen an ihre Kinder weiter. Um Wissen zu speichern, braucht es mehr Grips. So wuchs das Gehirn, gut ernährt und mit vielen Aufgaben versehen, über Jahrtausende bis zur heutigen Grösse. Soweit die Theorie von Anthropologen wie Carel van Schaik.

Je grösser, desto schlauer

Diese Theorie zu belegen ist schwierig. Evolutionsforscher versuchen auf der Grundlage von heutigen Tatsachen etwas über die Vergangenheit zu erfahren. Carel van Schaik vermass die Gehirngrössen verschiedener Affenarten, etwa Orang-Utans und Totenkopfaffen. Er verglich sie mit ihren Kognitionsleistungen, also ihre Fähigkeit zu Denken.

Über die Arten hinaus gilt: Je grösser das Hirn im Vergleich zur Körpergrösse, desto schlauer ist ein Wesen. Allerdings ist die Gehirngrösse nicht der einzige Faktor, der Intelligenz ausmacht.

Zukunft hängt kaum vom Speisezettel ab

Während unsere Urahnen jagten und sammelten, kommt heute Superfood aus dem Supermarkt auf den Tisch. Gut möglich, dass künftig auch neue Nahrungsmittel wie etwa Insekten einen regelmässigen Platz auf unserem Speisezettel finden.

Wie unsere Entwicklung weiter geht, ist schwer zu sagen. Dass die Ernährung aber immer noch einen grossen Einfluss auf die Evolution des Menschen hat, sei jedoch auszuschliessen, sagt Carel van Schaik.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 23.05.17, 9:02 Uhr

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