April. In den Alpen liegt noch Schnee, doch die Murmeltiere strecken schon mal vorsichtig ihre Köpfchen aus dem Bau. Sie haben gerade sechs Monate geschlafen. Und denken jetzt vor allem an eines: Paarung.
Es muss zackig gehen – und das Timing muss stimmen
Gleich nach dem langen, tiefen Winterschlaf geht es zur Sache. Schliesslich soll der diesjährige Nachwuchs bald auf die Welt kommen, damit er bis zum nächsten Winter so viel wie möglich futtern und genügend Fettreserven aufbauen kann. Nur das Alphapärchen paart sich. Und das Timing muss stimmen: Das Weibchen ist nur an einem einzigen Tag pro Jahr empfänglich.
Gewusst?
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Bild 1 von 6. Murmeltiere gehören zur Familie der Eichhörnchen. Beides sind Nagetiere. Bildquelle: Keystone/Sigi Tischler.
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Bild 2 von 6. Am Tag sehen sie hervorragend. Bei Dämmerlicht aber sehr schlecht und im Dunkeln gar nichts. In den Bauten finden sich die Tiere dank der Tasthaare an Backen, Augenbrauen und Kinn aber problemlos zurecht. Bildquelle: SRF/Lapiedfilm.
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Bild 3 von 6. Das Wichtigste nach dem Winterschlaf ist die Fortpflanzung. Das Weibchen ist nur an einem Tag im Jahr empfänglich. Bildquelle: SRF/Lapiedfilm.
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Bild 4 von 6. Murmeltiere stellen nicht extra Wachtposten auf. Jedes Tier warnt seine Artgenossen, wenn es eine Gefahr sieht. Bildquelle: SRF/Lapiedfilm.
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Bild 5 von 6. Früher wurden Alpentiere gezielt gejagt. Wegen des Fleisches, aber auch, um das Fell zur Herstellung von Mänteln und Decken und das Fett für die Beleuchtung, Salben und als Schuhcreme zu nutzen. Bildquelle: SRF/Lapiedfilm.
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Bild 6 von 6. Murmeltiere bauen ihr Winterschlafquartier mit kiloweise getrocknetem Gras. Bildquelle: SRF/Lapiedfilm.
Nach etwa einem Monat kommen die Babys nackt und blind zur Welt. Sie wiegen nur 30 Gramm. Das Wichtigste ist jetzt, sich den Bauch mit Gräsern und Kräutern vollzuschlagen. Und sich vor unbequemen Nachbarn in Acht zu nehmen. Steinadler, Fuchs und Wolf sind nie weit weg und auch deren Jungtiere haben Hunger.
Stellen die Murmeltiere Wachtposten auf?
Nein. Entgegen der allgemeinen Vorstellung gibt es keine Späher. Stattdessen warnt jedes einzelne Murmeltier seine Artgenossen, wenn es eine Gefahr sieht. Jungtiere müssen die typischen, unüberhörbaren Pfiffe übrigens erst üben. Und: Eigentlich sind es Schreie, keine Pfiffe. Der schrille Ton kommt nämlich aus dem Kehlkopf.
Mit ihrem 300-Grad-Panoramablick behalten Murmeltiere ihre Umgebung stets im Auge. Wachsamkeit hat oberste Priorität. Möglicherweise lauert ein Fuchs oder ein Wolf oberhalb des Baus.
Winterschlaf: Murmeltiere machen Pipi-Pausen
Ab Ende September ziehen sich die Murmeltiere dann wieder in ihren sorgfältig vorbereiteten Bau zurück. Es sind komplexe Bauten, bis zu zwanzig Meter lang, mit mehreren Zugängen und verschiedenen Kammern. Die Murmeltiere bauen ein weiches Nest aus getrocknetem Gras und verschliessen den Eingang mit Erde, Heu und Fell, um den Luftaustausch zu verhindern. Dadurch steigt der Kohlendioxidgehalt, was eine Art Narkose bewirkt.
Der ganze Clan überwintert eng beieinander, um die Überlebenschancen zu erhöhen. Ihre Körpertemperatur sinkt auf 8 Grad Celsius und der Herzschlag reduziert sich auf 30 Schläge pro Minute. Alle paar Wochen wachen sie auf, um in einer separaten Kammer auf die Toilette zu gehen. Während des Winters verlieren Murmeltiere bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts.
Im April erwachen sie wieder und haben vor allem zwei Dinge im Kopf: Fressen und Fortpflanzen. Und im Fall von «Mox» – das Alphamännchen zu werden.