Der Blitz schlägt immer an der höchsten Stelle ein.
Diese Aussage stimmt nicht – zum Glück. Denn am Dienstagnachmittag zog beim America's Cup vor Barcelona während einer Regatta ein Gewitter auf. Ein Blitz schlug wenige hundert Meter neben dem italienischen Boot «Luna Rossa» ein. Der höchste Punkt in der Umgebung war der rund 25 Meter hohe Carbonmast des italienischen Alinghi-Konkurrenten.
Wie findet der Blitz seinen Weg zur Erde?
Grundsätzlich sucht sich der Blitz den kürzesten Weg, respektive den Weg des geringsten Widerstandes, um die aufgebaute Spannung zu entladen. Der erste Blitz pirscht sich in Etappen an. Und zwar deshalb in Etappen, weil die Elektronen in seiner Spitze durch positive Ionen, Atome und neutrale Luftmoleküle gefangen werden. Dann müssen von weiter oben neue Elektronen nachfliessen.
Wenn der 1. Blitz auf dem Weg zum Erdboden ist, induziert das elektrische Feld im Blitz positive Ladungen auf der Erde unterhalb von sich. Gerne in Bäumen und hohen Objekten, weil der Weg dahin am kürzesten ist, aber eben nicht immer.
Trotzdem: Alles, was vom Wasser in die Höhe ragt – sei es ein Segelmast oder der Kopf eines schwimmenden Menschen – verringert den elektrischen Widerstand und erhöht das Risiko eines Blitzschlags.
Unter anderem die elektrische Leitfähigkeit des Materials spielt hier eine wichtige Rolle. Carbon zum Beispiel leitet deutlich schlechter als Aluminium. Ob der Blitz am Dienstag in einen Aluminiummast eingeschlagen hätte? Darüber lässt sich nur spekulieren.
Blitzableiter auf den Masten?
Viele grössere Segelboote und Segelyachten haben auf den Masten einen Blitzableiter, damit das Boot und die Crew bei einem Blitzeinschlag keinen Schaden nehmen.
Die Hochleistungsboote am America's Cup haben (nach unserem Kenntnisstand) keinen Blitzableiter. Man spart sich bei diesen Booten jedes Gramm an Gewicht. Bei Gewittern werden die Regatten abgebrochen und die Crews segeln zurück zum Hafen. Genau so wurde das auch am Dienstag gemacht.