Die blühende und spriessende Vegetation spricht Klartext: Der vergangene Winter und bisherige Frühling waren aussergewöhnlich mild. Seit Dienstag lastet aber vielerorts wieder schwerer Schnee auf den Zweigen und Ästen. Und auch für einige von uns ist das kalte Wetter nur schwer zu ertragen.
Rund 10 Grad kälter als normal
Aktuell ist es tatsächlich kälter als üblich zu dieser Jahreszeit. Am Dienstag war es in Zürich rund 2 Grad kälter als üblich, am Mittwoch bereits 6 Grad. Am Donnerstag und in den kommenden Tagen ist es voraussichtlich um 10 Grad kälter als normal (Klimaperiode 1991 bis 2020). Ähnliches gilt für andere Orte im Mittelland.
Vier Mal häufiger «sehr warm» als «sehr kalt»
In der obigen Grafik wird deutlich, wie selten solch kaltes Wetter seit letztem September, also dem meteorologischen Herbstbeginn, auftrat. In den rund acht Monaten war es an nur achtzehn Tagen «sehr kalt», d.h. 5 Grad kälter als üblich zu dieser Jahreszeit. Im Vergleich war es während über elf Wochen «sehr warm». Wenn es also grosse Temperaturschwankungen gab, so war es meist wärmer als normal. Das ist beachtlich, da sich die Norm auf die Periode 1991 bis 2020 bezieht; sie berücksichtigt also ein bereits wärmeres Klima.
Gewöhnungssache
Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier. Und womöglich haben wir uns an das zu warme Wetter bereits etwas gewohnt. Im vergangenen Herbst gab es in Zürich an die 30 Grad, der Winter war der wärmste seit Messbeginn und in Chur, Basel und Sion wurden im April bereits fünf Sommertage verzeichnet. Es ist also einfach zu verstehen, warum wir das Wetter im Moment als abnormal empfinden – obwohl es das aus klimatologischer Sicht gar nicht ist. Bleibt zu hoffen, dass die fortgeschrittene Vegetation mit einem blauen Auge davonkommt.
Anm. der Redaktion: Es handelt sich um eine korrigierte Version des Artikels (überarbeitete Zahlenwerte).