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Herbststimmung
Aus Meteo Zusatzmaterial vom 06.09.2024.
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Herbstfarben Der Herbst wird bald farbig

Die Tage werden kürzer und kälter – schon bald tragen die ersten Bäume ein schillerndes Farbenkleid. Aber wer bestimmt eigentlich beim Baum den Zeitpunkt für die Winterinspektion?

Die Tageslänge nimmt zurzeit um 3 Minuten ab, am 22. September ist dann bereits Tag- und Nachtgleiche. Zudem sinken die Temperaturen Ende der Woche deutlich unter zehn Grad. Es ist Zeit für den laubabwerfenden Baum winterhart zu werden, bevor die ersten Fröste kommen. Die Winterknospen werden bei uns schon Ende August gebildet.

SRF Meteo errechnet aus der aktuellen Witterung eine Prognose für die Blattverfärbung. Wann und wo verfärbt sich ihr Wald?

Wer bestimmt beim Baum den Zeitpunkt für die Winterinspektion?

Kurz gesagt: Tageslänge, Wetter und die genetischen Voraussetzungen jeder Baumart. Es ist eine «innere Uhr», die den Beginn der Laubverfärbung steuert.

Innere Uhr

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  • Professor Dr. Christoph Körner: Über jahrtausendelange Evolution haben Bäume in unseren Breitengraden eine innere Uhr «entwickelt», die die Tageslänge messen kann – unabhängig davon, ob es Wolken hat oder die Sonne scheint. Die Uhr löst Entwicklungsrhythmen aus und funktioniert ähnlich wie eine Sanduhr, bei der ja der Sand mit gleichbleibender Geschwindigkeit von einer in die andere Hälfte fliesst. Wieviel Sand morgens und abends in den beiden Hälften ist, sagt der Pflanze wie lange der Tag im Vergleich zur Nacht ist. Der Sand ist in Wirklichkeit ein Eiweissmolekül in den Pflanzenzellen, das abhängig vom Licht, zwei Zustände annehmen kann. Das Erbgut der Pflanze kann diese Zustände ablesen und kennt somit das wahrscheinliche Datum. Da die Tageslängen sich im Frühjahr und Herbst gleichen, muss der Baum wissen, ob der Winter kommt oder schon vorbei ist. Das macht er, indem er die kalten Stunden zusammenzählt.
  • Wie kommt die Farbenpracht zustande?

    Der Prozess der Laubverfärbung hängt damit zusammen, dass der Baum das Chlorophyll abbaut und alle wertvollen Bau- und Nährstoffe aus den Blättern zurückzieht. Die gelben und orangen Farbtöne, die schon immer da waren, kommen nun zum Vorschein. Zudem produzieren viele Arten Anthocyan (roter Farbstoff), um diese Abbau- und Rückzugsprozesse vor Sonnenlicht zu schützen. In der Schweiz verfärben sich viele Baumarten über goldgelb zu braun (Birke, Linde, Ahorn) oder über gelbe, orange und braunrote Farbtöne (Buche). Intensiv rote Farben, wie die Eichen- und Ahornarten in Nordamerika sind bei uns selten (Hartriegel, gemeiner Schneeball) - so der Phänologie-Experte Eric Wyss von PhaenoNet.

    Erst braune Blätter fallen zu Boden...

    Am Ansatz des Blattstiels wird ein verkorkendes Trenngewebe ausgebildet und bei Wind fallen die Blätter ab. Dies ist durchaus wichtig, weil so die Schneelast im Winter erheblich gesenkt werden kann.

    Hauptsächlich braune Blätter liegen am Boden
    Legende: Hauptsächlich braune Blätter liegen am Boden Ascona/TI Norma Widmer

    Hat die Klimaerwärmung auf den Zeitpunkt der Blattverfärbung einen Einfluss?

    Die Temperatur in der Schweiz hat seit der Vorindustrialisierung um etwa 2.8 Grad zu genommen. Die Winter wurden im Schnitt milder, es gab mehr Hitze- und Trockenperioden und die Starkregenereignisse nahmen zu. Dieser Wandel verspüren auch die Pflanzen.

    Nach Experte Eric Wyss ist vor allem der Einfluss der Klimaerwärmung auf die Blüte im Frühling bekannt. Bei der Hasel hat die Klimaerwärmung zu einer Verfrühung der Blüte um drei bis vier Wochen über die letzten 70 Jahre geführt. Doch auch die herbstliche Blattverfärbung hängt mit der Klimaerwärmung zusammen.

    Die Grafiken vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie zeigen vor allem bei der Sommerlinde, dem Bergahorn und der Hängebirke eine signifikante Verschiebung nach hinten. Bei der Rosskastanie hingegen, ist eine Verfrühung der Blattverfärbung um neun Tage ersichtlich. Aber hier spielt die Kastanienminiermotte (ein Schädling) und andere Pflanzenkrankheiten eine entscheidende Rolle – so Eric Wyss.

    Nach den Experten vom Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hängt das zeitliche Eintreffen der Laubverfärbung noch von anderen Faktoren ab, vor allem von der Anzahl und Länge von Dürre- und Hitzeperioden. Gestresste Pflanzen können demnach verfrühten Laubabwurf haben oder sind besonders empfindlich auf Schädlinge.

    Seit Ende August können die phänologischen Daten der Vergangenheit in der App PhaenoNet angezeigt werden. Hiermit wird klar, unterschiedliche Pflanzenarten reagieren auf die klimatische Erwärmung ganz verschieden.

    Meteo 20 Uhr ; 

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