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Trockenheit im Sommer Die Atmosphäre wird immer durstiger

Auch die Atmosphäre hat Durst. Dieser bestimmt, wie schnell Pflanzen das Regenwasser wieder verdunsten. Eine Studie der ETH Zürich zeigt, dass der Durst in Hitzesommern drastisch zunimmt.

Ein heisser Sommertag mit trockener Luft, dazu ein laues Lüftchen: perfekte Bedingungen, um nasse Wäsche zu trocknen. Hitze und geringe Luftfeuchtigkeit bedeuten, dass die Luft viel Wasser aufnehmen kann – der Durst der Atmosphäre ist gross.

Wäscheleine mit Kleidung auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel.
Legende: Die Luft entzieht der Wäsche und den umliegenden Pflanzen Wasser. SRFMeteoBild/Maria Luisa Politts

Doch ist die Atmosphäre über einen ganzen Sommer durstig, so wird das zur Herausforderung. Denn Pflanzen verlieren wie die Wäsche schnell Wasser. Auf diese Art können sie mehr Wasser verdunsten, als der Regen nachliefert.

Im Sommer 2003 entstanden deshalb Millionenschäden durch Ernteeinbussen bei Getreide und Kartoffeln. Der Sommer 2018 liess Wälder vertrocknen und überlebende Bäume wurden in den Folgejahren zunehmend Opfer des Borkenkäfers. Auch Waldbrände, wie 2023 in Bitsch/VS, werden durch den Durst begünstigt.

Eine neue Studie der ETH Zürich zeigt, dass mit der Klimaerwärmung die Sommerluft nicht nur im Mittel heisser und trockener wird. Zusätzlich werden einzelne Sommer mit extremem Durst um rund einen Drittel intensiver. Der Durst nimmt also in Hitzesommern besonders stark zu. Zudem fällt mit zunehmender Klimaerwärmung in der Schweiz im Sommer auch immer weniger Regen.

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Archiv: Trotz des vielen Regens leiden Buchen unter Trockenheit
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 12.07.2024. Bild: Keystone/Peter Schneider
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 35 Sekunden.

Mehr Verlust und weniger Nachschub: Unsere Wälder und Ackerpflanzen müssen lernen, mit weniger Wasser im Sommer umzugehen. Sonst werden sich Auswirkungen wie jene der Sommer 2003, 2018, 2022 oder 2023 häufen.

Die Land- und Forstwirtschaft sind deshalb im Wandel. Neue Baumarten werden gepflanzt, Bewässerungssysteme werden installiert und gängige Praktiken der Trockenheit angepasst. Ganz zum Schluss noch etwas für jene, deren wissenschaftlicher Durst noch nicht ganz gestillt ist.

Hinter dem «Durst der Atmosphäre» steckt die physikalische Grösse des Dampfdruckdefizits. Dieses wird in Kilopascal (kPa) gemessen. Die Forscher untersuchten in der Studie, wie diese Eigenschaft der Luft zu Trockenheit führt. Auch geringe Regenfälle wirken sich auf Trockenheit aus. Diese waren aber nicht Teil der Studie.

Beide Faktoren können unabhängig voneinander oder gemeinsam zu einer Dürre führen. Denn selbst wenn ab und zu Regen fällt, kann ein grosser Durst der Atmosphäre den Pflanzen mehr Wasser entziehen, als der Regen nachliefert.

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