- Über 700'000 Kubikmeter Holz haben Borkenkäfer im letzten Jahr in der Schweiz zerstört.
- Das zeigt die Schätzung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
- Grund für die hohen Zahlen ist die trockene Witterung. Experten erwarten auch für dieses Jahr grosse Schäden durch den Borkenkäfer und viel Arbeit für die Forstbetriebe.
713'210 Kubikmeter Holz, durch den Borkenkäfer zerfressen. Das ist die Bilanz der zuständigen Fachstelle Waldschutz Schweiz. Mit dieser Holzmenge könnten laut WSL rund 14'000 Holzhäuser gebaut werden. Damit bleibt der Borkenkäfer der grösste Schädling der Forstwirtschaft.
Das Volumen des zerfressenen Fichtenholzes stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 Prozent. Allerdings liegt es damit weit unter den Rekordwerten von 2019 oder 2003, wie die Daten zeigen.
Betroffen waren vor allem die Westschweiz und das Mittelland: Im Kanton Waadt stieg die sogenannte Sommerzwangsnutzung um 85 Prozent, im Kanton Solothurn um 88 Prozent und in Neuenburg sogar um 138 Prozent.
«Man sieht hier die Folgen der warmen und trockenen Jahre 2022 und 2023», erklärt Simon Blaser, Insektenexperte beim WSL. «Fichten können sich weniger gut verteidigen, wenn sie Trockenheitsstress haben. Gleichzeitig können sich die Käfer schneller entwickeln. So kam es vermutlich zu den grösseren Schäden.»
Ist der Käfer da, dann pressiert es
Allein im Kanton Neuenburg wurden im Sommer über 30'000 Kubikmeter Holz aus dem Wald entfernt, weil man nur so die anderen Bäume vor Befall schützen kann. Das bedeutet für die Forstämter viel Arbeit. Denn es muss schnell gehen, wie Simon Blaser betont.
«Frisch befallene Fichten müssen entfernt werden, bevor der Borkenkäfer ausfliegen kann.» Heisst: Försterinnen und Förster haben maximal zwei Monate Zeit.
9500 Käfernester wurden dem WSL im letzten Jahr gemeldet, 1500 mehr als ein Jahr zuvor. Besonders die Monate Februar und März waren überdurchschnittlich warm. Das habe dazu geführt, dass die Käfer früh ausschwärmen konnten und anschliessend noch im selben Jahr sogar eine zweite oder dritte Generation entstehen konnte.
Für WSL-Experte Simon Blaser ist klar: Es könnte so weitergehen. «Aktuell fliegen gerade die Käfer aus, die in den Bäumen überwintert haben. Weil Winter und Frühling sehr mild gewesen sind, sehen wir, dass die Käfer bereits jetzt neue Fichten befallen.» Die Försterinnen und Förster seien jetzt schon unterwegs, um befallene Bäume zu erkennen.
Langfristig müssen andere Lösungen her. Im Mittelland könnten Fichten durch Laubbäume ersetzt werden, meint Simon Blaser. Zudem müsse man von Monokulturen wegkommen. «Nur so kann man verhindern, dass bei einem Schädlingsbefall gleich ganze Wälder wegfallen.» Denn die Schädlinge seien meist auf eine bestimmte Baumart «spezialisiert».
Die Fichte stamme ursprünglich aus höheren Regionen und sei deshalb besonders anfällig bei Trockenheit und Hitze. Problematisch ist aus Sicht von Blaser, dass der Borkenkäfer sich langsam auch in höhere Lagen ausbreitet. In den Bergen nehmen Fichtenwälder nämlich wichtige Schutzfunktionen wahr, etwa gegen Lawinen oder Steinschlag. «Wenn diese Wälder betroffen sind, dann sind Menschen bedroht und es braucht sehr teure Massnahmen, zum Beispiel technische Lawinenverbauungen.»