In manchen Regionen der Schweiz frisst sich der Borkenkäfer derzeit richtiggehend durch die Wälder. Rund um Scuol GR etwa sind wegen des Baumschädlings Helikopter im Einsatz. Denn Försterinnen und Förster holen die durch die Schädlinge befallenen Fichten und die umliegenden Bäume umgehend aus den Wäldern. «Das muss so schnell wie möglich geschehen, sonst nützt es nichts», sagt der zuständige Revierförster Antonin Hugentobler. Darum fliegen Helikopter die Bäume an Orten raus, die nicht mit Spezialfahrzeugen erreichbar sind.
Der trockene, milde Winter sowie die hohen Temperaturen in den letzten Wochen habe in der Gegend dazu geführt, dass sich die Borkenkäfer vermehrten wie selten zuvor. «Überall stossen wir auf Borkenkäfernester. Das haben wir hier in der Region Scuol in diesem Ausmass noch nicht erlebt», so Hugentobler zu SRF News.
Schwarzsee trifft es besonders hart
Im Schwarzseetal im Kanton Freiburg ist die Borkenkäferplage so schlimm wie seit dem Lothar-Sturm 1999 nicht mehr. Seit Wochen versuchen Försterinnen und Förster in diesem Gebiet der Voralpen, die Baumschädlinge einzudämmen.
In der Region Schwarzseee stehen viele Fichten, auf die es der Borkenkäfer hauptsächlich abgesehen hat. Zudem hat ein Gewittersturm letztes Jahr den Forst zusätzlich geschwächt und macht ihn so anfälliger für Schädlinge. «Jetzt kommt noch die Trockenheit dazu. Darum haben wir bereits Anfang Sommer viele Borkenkäferschäden verzeichnet», so Forstingenieur Christoph Aeberli.
Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter mussten darum in den letzten Wochen über 1000 Kubikmeter Holz aus dem Forst holen. Ein logistisch schwieriges Unterfangen, denn wie in Scuol erfolgt die «Holzevakuierung» meist per Helikopter.
In den Wäldern des Nachbarkantons Bern sei die Situation punkto Borkenkäfer «angespannt, aber nicht schlimm», sagt Förster Moreno Müller. Zusammen mit seinen Kollegen durchkämmt er immer wieder die Wälder und sucht nach befallenen Fichten, die er etwa durch Bohrmehlspuren des Käfers findet.
Im Wallis ist heuer die Borkenkäfersituation relativ entspannt. «Wir können uns nicht erklären, warum wir trotz der Trockenheit weniger Schäden als erwartet verzeichnen», sagt Daniel Kämpfer von der Dienststelle für Wald, Natur und Landschaft des Kantons Wallis. Und: Es könne sein, dass es auch für den Borkenkäfer irgendwann schlicht zu trocken werde.
Wald muss widerstandsfähiger werden
Im Kanton Bern macht die Tannenart 45 Prozent aller Bäume aus. Viele wurden in den letzten Jahrzehnten im Flachland gepflanzt, obschon die Bäume gar nicht ins Flachland gehören. «Im Mittelland wird die Fichte mit der Zunahme der Trockenheit massive Probleme bekommen», sagt Isabelle Straub vom kantonalbernischen Amt für Wald und Natur.
Das Wallis reagiert und pflanzt möglichst viele verschiedene Baumarten, damit sich diese besser gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer wehren könnten. «Der Klimawandel ist bei uns längst Tatsache und keine Zukunftsmusik», sagt Kämpfer weiter. Auch der Kanton Bern will langfristig dafür sorgen, dass je nach Ort und Höhenlage wieder die richtigen Bäume stehen. «Wir fördern eher Laubbäume und jene Nadelbäume, die lieber Licht haben, etwa Lärchen oder eine Douglasie», so Müller.