Zum Inhalt springen

Menschgemachte Wolken Kondensstreifen zieren den Himmel

Für einige sind Kondensstreifen ein Fotosujet, für andere Teufelszeug und fürs Klima sind sie erwärmend.

Kondensstreifen heissen offiziell Cirrus Homogenitus, also menschgemachte Eiswolken. Sie sind immer wieder Teil von Verschwörungstheorien. Dabei ist die Rede von Chemtrails (engl. chemical trails). Es heisst, Chemtrails würden absichtlich versprüht, etwa um das Wetter zu manipulieren oder die Menschheit zu kontrollieren. Für die Entstehung der Kondensstreifen gibt es eine weitaus weniger aufregende Erklärung.

In der Höhe, in der Flugzeuge unterwegs sind, ist es kalt. Die Temperaturen liegen zwischen -40 und -60 Grad. Weil die Luft relativ sauber ist, hat es kaum Dreckpartikel. In den Triebwerken der Flugzeuge werden beim Verbrennungsprozess neben Wasserdampf unter anderem auch Russpartikel ausgestossen.

Der Wasserdampf in der Umgebungsluft kann an diesen Russpartikeln kondensieren und es bilden sich Wassertröpfchen. Wegen der Kälte gefrieren die Wassertröpfchen sofort zu Eiskristallen - ein Kondensstreifen ist geboren. Nicht immer bilden sich hinter dem Flugzeug Kondensstreifen. Dafür muss die Luft ausreichend feucht sein.

Von Kurzaufenthalt bis langlebig

Wie lange ein Kondensstreifen am Himmel bleibt, hängt primär von der Temperatur und der Feuchtigkeit ab. Ist die Luft kalt und feucht, verweilen die Kondensstreifen lange. Ist die Luft hingegen «warm» und trocken, lösen sich die Kondensstreifen rasch auf. Sie sublimieren und werden zu Wasserdampf.

Blick auf runden Kondensstreifen, der vom Winde verweht wird.
Legende: Vom Winde verweht: Aus Kondensstreifen können Schleierwolken werden. Swen Kleger

Wenn die Kondensstreifen lange am Himmel verweilen, können sie sich ausbreiten und zu Schleierwolken werden. Starke Winde in der Höhe können die Kondensstreifen verwehen und so den Himmel trüben.

Kondensstreifen belasten das Klima

Der Flugverkehr trägt zum globalen Klimawandel bei. Die Kondensstreifen machen dabei den grössten Teil der Erwärmung des Flugverkehrs aus. Die Kondensstreifen und die daraus entstehenden Schleierwolken nehmen die von der Erde abgestrahlte Wärme auf und strahlen einen Teil davon zum Erdboden zurück. Wie alle Arten von Eiswolken haben sie einen erwärmenden Effekt auf unser Klima. Zwar reflektieren sie auch einen kleinen Teil des Sonnenlichts – das wirkt kühlend. Aber dieser Effekt ist geringer.

Flugzeug vor blauem Himmel mit Kondensstreifen.
Legende: Je nach Flughöhe entstehen weniger Kondensstreifen. Erwin Wodicka

Es gibt Möglichkeiten, die Auswirkungen der Kondensstreifen zu minimieren, etwa durch Anpassung der Flughöhe. Verändert man die Höhe der Flugzeuge leicht, können Gebiete mit hoher Feuchtigkeit vermieden werden. Dann bilden sich weniger Kondensstreifen. Ebenso können nachhaltige Kraftstoffe die Anzahl Kondensstreifen reduzieren.

Keine neue Erscheinung, aber sie sind zahlreicher

Oftmals hört man, dass es früher keine oder kaum Kondensstreifen gegeben hat. Kondensstreifen gibt es, seit es Flugzeuge gibt. Dies belegen etwa Bilder alliierter Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Kondensstreifen sind seit damals aber häufiger geworden. Gründe gibt es mehrere: Der Flugverkehr hat in den letzten Jahrzehnten sehr stark zugenommen. Moderne Flugzeuge fliegen in grösserer Höhe. Dort ist die Luft kälter und kann entsprechend schneller kondensieren. Ebenso begünstigen effizientere Triebwerke die Entstehung von Kondensstreifen.

Meteo 12.55, SRF1, 10.04.25

Meistgelesene Artikel